Münze: As des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Aurelianus (270–275 n. Chr.)

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Vs.: Umschrift: «IMP AVRELIANVS AVG» (Imperator Aurelianus Augustus). In Perlkreis die Porträtbüste von Aurelianus im Kürass und mit Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und Ruhms), nach rechts.
Rs.: Umschrift: «CONCOR – DI – A AVG» (Concordia Augusta). In Linienkreis links die Kaiserin Severina und rechts Aurelianus. Die Kaiserin reicht Aurelianus die Hand, darüber eine Büste des Sol (Sol invictus, Sonnengott mit Strahlenkrone). Aurelianus hält in der Linken ein Zepter (Symbol für die Herrschaft), darunter das Offizinszeichen «?».
Lucius Domitius Aurelianus (241–275 n. Chr.) war ein Soldatenkaiser, d. h. er wurde vom Heer zum Kaiser erhoben. Als «Restitutor Orbis» gelang es ihm dank militärischem Erfolg, aus dem riesigen, aber dreigeteilten Römischen Reich wieder ein einheitliches Staatsgefüge herzustellen. 274 feierte er seine Siege mit einem pompösen Grossanlass in Rom, an welchem Gesandte u.a. aus Äthiopien, Arabien, Persien, Indien und China teilnahmen. Im Triumphzug wurden gefangene Goten, Alanen, Sarmaten, Franken, Gallier, Syrer und Ägypter dem römischen Volk vorgeführt, darunter Septimia Zenobia, die entmachtete Herrscherin Palmyras sowie Gaius Pius Esuvius Tetricus, der geschlagene letzte Kaiser von Gallien und dessen Sohn Tetricus II. Aurelianus präsentierte sich in einem erbeuteten gotischen Königswagen, gezogen von Hirschen und Elefanten.
Anlässlich dieses spektakulären Ereignisses liess der Kaiser Münzen in Rom prägen, dazu gehört der vorliegende As.
Die Rückseite der Münze zeigt ein Paar beim Handschlag, den Kaiser mit einer weiblichen Figur. Die Umschrift benennt die Abgebildete, es handelt sich um die Göttin der Eintracht Concordia. Vermutlich verkörpert diese die Ehefrau des Kaisers, Ulpia Severina. Das Münzbild demonstriert das friedliche Einvernehmen des Kaiserpaars und damit die Grundlage einer dynastischen Nachfolge. Das Schicksal der beiden liegt in den Händen des über ihnen dargestellten unbesiegbaren Sonnengotts Sol invictus, der von Kaiser Aurelianus zur obersten römischen Gottheit erhoben wurde und zu dessen Ehre er 274 einen prächtigen Tempel weihte.
Anders als seine Vorgänger liess Aurelianus die Münzen seiner Regierungszeit mit Zahlen und Buchstaben kennzeichnen, um sie zu datieren und ebenso wurden sie nun mit dem Zeichen der Münzstätte markiert. So erscheint auf der Rückseite dieser Münze unter den Füssen des Paares ein Delta (4. Buchstabe des griechischen Alphabets) als Hinweis auf die vierte Werkstatt (quarta officina) der Münzstätte Rom. Wichtige Münzstätten wie Rom verfügten über mehrere Werkstätten (officinae), welche gleichzeitig das ihnen zugewiesene Metall zu Münzen verarbeiteten. Im Fall von Produktionsfehlern konnte so mit Hilfe dieser Buchstaben die jeweilige Werkstatt ermittelt werden.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
274 n. Chr.
D. 24.4 mm
Aes, Prägung
T 34793
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 54, Nr. 14.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Percy H. Webb, Valerian to Florian (The Roman Imperial Coinage, Bd. 5.1), London 1927, Nr. 80.

Sonja Kitzberger, As des Aurelian mit Darstellung der Concordia und des Kaisers, Landesmuseum Württemberg, Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen, Münzkabinett, MK 28457. https://bawue.museum-digital.de/object/107183, aufgerufen am 27.03.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Mythologie, Allegorie