Münze: Denar des römischen Kaiserreichs, geprägt in Lyon zur Zeit von Kaiser Tiberius (14–37 n. Chr.) für den vergöttlichten Augustus

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Vs.: Umschrift: «TI CAESAR DIVI AVG F AVGVSTVS» (Tiberius Caesar Divi Augusti Filius Augustus). In Perlkreis Kopfporträt des Tiberius mit Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und Ruhms), nach rechts.
Rs.: Umschrift: «PONTIF – MAXIM» (Pontifex Maximus). In Perlkreis thronende römische Friedensgöttin Pax in Gestalt des Ganzkörperporträts von Livia, der Mutter von Tiberius) nach rechts, in der Rechten einen Ölzweig (Symbol des Friedens, Attribut von Pax) und in der Linken eine zu Boden weisende Lanze (Pilum) (Zeichen des siegreichen Kriegs mit dem Frieden in der Folge) haltend, die Füsse auf einem Suppedaneum (antike Fussunterlage vor einem Thron) auf einer einfachen Bodenlinie.
Die Münze verweist auf die Vergöttlichung des Stiefvaters von Tiberius Claudius Nero, Gaius Octavius (63 v. Chr.–14 n. Chr.), was der Umschrift auf der Vorderseite zu entnehmen ist: «Divi Augusti Filius» (Sohn des göttlichen Kaisers). Dieser wurde 30. v. Chr. vom römischen Senat zum Alleinherrscher und 27. v. Chr. zum «Augustus», zum ersten römischen Kaiser erhoben. Wiederum per Senatsbeschluss erfolgte die «Vergöttlichung» von Gaius Octavius kurz nach dessen Tod. Im römischen Kaiserkult bedeutete eine Vergöttlichung (Divinisierung), dass der Verstorbene in den antiken Götterhimmel aufgenommen wurde.
Die Legende auf der Rückseite «PONTIF – MAXIM» bezieht sich auf die Erhebung von Tiberius zum Kaiser und damit zum obersten Priester (Pontifex Maximus) 14 n. Chr.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
14–37 n. Chr.
D. 19.2 mm
Silber, Prägung
T 34576
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 4, Nr. 8.57 und S. 57, Nr. 4.1.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Carol Humphrey Vivian Sutherland, From 31 BC to AD 69, Revised Edition (The Roman Imperial Coinage, Bd. 1), London 1984, Nr. 30.

Markus Mayer, Numismatisch-Ikonographische Untersuchungen zur Kommunikation und Selbstdarstellung des flavischen Kaiserhauses, Dissertation Universität Augsburg, 2010, S. 109, 124–126.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Allegorie