Münze: Denar des Römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Macrinus (217–218 n. Chr.)

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Vs.: In Perlkreis Umschrift: «IMP CM OPEL SEV MACRINVS AVG» (Imperator Caesar Marcus Opellius Severus Macrinus Augustus). Porträtbüste nach rechts von Kaiser Macrinus mit Bart und Lorbeerkranz (Symbol des Sieges und Ruhmes).
Rs.: In Perlkreis Umschrift: «FIDES MILITVM» (Soldatische Treue). Stehende Fides, die Allegorie der Treue, nach links, in jeder Hand eine Standarte (militärisches Feldzeichen) haltend, flankiert von seitlich je einer weiteren Standarte.
Die Herrschaft des 164 in Cherchell in der römischen Provinz Mauretanien geborenen Macrinus dauerte kurz vom 11. April 217 bis 8. Juni 218. Nach der Ermordung von Kaiser Caracalla, an der Macrinus beteiligt gewesen sein soll, rief ihn das Heer zum Kaiser aus. Der Nordafrikaner Macrinus war der erste römische Kaiser, der nicht dem Senatorenstand angehörte.

Neben ihrer Hauptaufgabe als Zahlungsmittel spielten Münzen im antiken Rom als Massenmedium zur Verbreitung von offiziellen Botschaften eine wichtige Rolle. Deshalb diente das Münzbild auf der Rückseite Propagandazwecken. In diesem Fall wird die Treue des Heeres zum Kaiser bildlich inszeniert. Sowohl die Umschrift «FIDES MILITVM» als auch die Verkörperung der Treue mit militärischen Standarten verweisen auf den wichtigen Machtfaktor, den die Legionen innenpolitisch spielten. Ohne den Rückhalt des Heeres konnte sich kein Kaiser über längere Zeit halten. Die Ausgaben für Soldzahlungen und Geschenke an Offiziere und Legionäre stiegen dementsprechend seit dem Ende des 2. Jhs n. Chr. ins Unermessliche. Die allgemeine Knausrigkeit des Kaisers Macrinus, der diese Münze prägen liess, führte bald zum Abfall eines Teils des Heeres, sodass sein Gegenspieler und Nachfolger Elagabal leichtes Spiel hatte. Nach der Gefangennahme wurde Macrinus 218 ermordet.

Die Feldzeichen oder Standarten hatten im antiken Rom eine herausragende Bedeutung für die einzelnen Legionen. Jede Einheit innerhalb einer Legion besass eigene Feldzeichen, welche ursprünglich zur optischen Übermittlung von Befehlen dienten. Das wichtigste Feldzeichen einer Legion war der Legionsadler, der an einer Haste befestigt als Hauptstandarte diente und kultische Verehrung erfuhr. Die grösste Schmach einer Legion war der Verlust des Adlers im Kampf. Dies lässt sich am Beispiel der Rückgewinnung der in der Schlacht von Carrhae, 53 v. Chr. gegen die Parther verlorenen Feldzeichen durch Kaiser Augustus im Jahre 20 v. Chr. nachvollziehen. Obwohl dieser angekündigte Feldzug militärisch von geringem Erfolg war und es zu einem gezwungenen Kompromissfrieden zwischen Rom und dem Partherreich kam, gelang es der römischen Diplomatie die verlorenen Feldzeichen zurückzuerhalten. Diese Rückgabe wurde in Rom als grosser Sieg inszeniert.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
217–218 n. Chr.
D. 18.9 mm
Silber, Prägung
T 8021
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 24, Nr. 70.53.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Carol Humphrey Vivian Sutherland, Macrinus to Pupienus (The Roman Imperial Coinage, Bd. 4.2), London 1938, Nr. 68.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Allegorie, Symbol, Militaria, Mythologie