Münze: Denar des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Maximinus I. Thrax (235–238 n. Chr.), Schenkung von Johann Adam Pupikofer (1797–1882)

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Vs.: Umschrift: «MAXIMINVS PIVS AVG GERM» (Maximinus Pius Augustus Germanicus). In Perlkreis Porträtbüste des bärtigen Kaisers mit Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und des Ruhms) und im Paludament (Mantel) über Kürass, nach rechts.
Rs.: Umschrift: «PAX – AVGVSTI» (Pax Augusti). In Perlkreis stehende Pax (allegorische Gottheit der Friedensgöttin) nach links, in der Linken das Langzepter (Symbol der Gerechtigkeit, der gerechten Herrschaft) und in der Rechten einen Olivenzweig (Symbol des Friedens) haltend.
Die Rückseite der Münze zeigt Pax, die Personifikation des Friedens. Sie zählte zu den wichtigsten römischen Gottheiten, der gehuldigt werden musste, um sie gnädig zu stimmen. Seit 9 v. Chr. gehörte die Ehrung der Göttin zum Staatskult. Ihr war der Friedenszustand im Reich zu verdanken. Allerdings folgte vor dem Frieden ein erfolgreich geführter Krieg, denn nach römischem Verständnis war eine Friedenszeit im Reich nur durch den Sieg über den Feind möglich. Einer, der sich erfolgreich für das Imperium im Kampf bewährte, war Gaius Iulius Verus Maximinus (172/173–238 n. Chr.), der Münzherr des vorliegenden Stücks. Der zwar aus einfachen Verhältnissen stammende, aber mit militärischem Geschick ausgestattete Kaiser Maximinus I. Thrax war besonders siegreich in Schlachten gegen die vereinten Germanen um 335/336 n. Chr. am Harzhorn in Niedersachsen (DEU). Die Umschrift auf der Vorderseite der Münze, die seine Titel aufzählt, weist auf diesen Umstand hin, indem sie ihn als «Germanicus» bezeichnet, als «Bezwinger der Germanen». Sein Aufenthalt in Germanien war für Maximinus schicksalshaft, denn 335 n. Chr. erhoben ihn die dort stationierten römischen Truppen zum Kaiser. Diese Form der Inthronisierung war bis zu diesem Zeitpunkt unüblich. Somit war Maximinus der erste Soldatenkaiser des Imperiums. Obschon sich Maximinus seiner familiären Abstammung wegen von seinen Vorgängern unterschied, akzeptierte der römische Senat die aussergewöhnliche Kaiserwahl. Doch führte ein Konflikt mit dem Senat 338 n. Chr. zur Ermordung des Kaisers.
Die auf der Rückseite abgebildete Pax hält ein Zepter, das Zeichen ihrer Macht. Durch ihr göttliches Eingreifen konnte der Sieg errungen und der Frieden hergestellt werden. Jedoch steht ihr Wirken auch eng im Zusammenhang mit den Taten des Kaisers. Denn die Angabe «Pax Augusti» (Friede des Kaisers bzw. Friede durch den Kaiser) weist auf den Urheber des Friedens, den erfolgreichen Feldherrn Maximinus hin, der dank göttlichem Beistand mit soldatischer Kompetenz ausgestattet war und in der Folge für Frieden im Imperium sorgte.

Der Denar gehörte dem ersten Kantonsbibliothekar und Staatsarchivar im Thurgau, Johann Adam Pupikofer. Als Gründungspräsident des Historischen Vereins des Kantons Thurgau war er bemüht, historische Objekte zusammenzutragen und diese dem Verein zu schenken.
Das antike Exemplar gelangte in den Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
236–238 n. Chr.
D. 22.1 mm
Silber, Prägung
T 34668
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 28, Nr. 81.62.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Carol Humphrey Vivian Sutherland, Macrinus to Pupienus (The Roman Imperial Coinage, Bd. 4.2), London 1938, Nr. 19.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Mythologie, Allegorie, Symbol