Münze: Denar des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Septimius Severus (193–211 n. Chr.)

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Vs.: Umschrift: «IVLIA – AVGVSTA» (Julia Augusta). In Perlkreis Porträtbüste der Julia Domna nach rechts, drapiert, mit waagrechten, straff nach hinten gelegten gedrehten Haarsträhnen und am Hinterkopf geflochtenem Haar (Melonenfrisur).
Rs.: Umschrift: «SAECVLI – FELICITAS» (Saeculi Felicitas) (Zeitalter der Glückseligkeit). In Perlkreis stehende Isis (ägyptische Göttin der Geburt, Wiedergeburt und Magie, Beschützerin und himmlische Muttergestalt) nach rechts, mit ihrem Kind Horus an ihrer Brust, links ein Altar, an dem ein Steuerruder (Symbol für das Navigieren und Lenken des Schicksals) angelehnt ist.
Die auf der Vorderseite der Münze abgebildete Julia Domna heiratete um 186/187 n. Chr. den römischen Senator Lucius Septimius Severus Pertinax, der 193 n. Chr. zum Kaiser erhoben wurde. Beide stammen aus wohlhabenden, nichtrömischen Familien. Septimius Severus (145–211) wurde in eine phoenikische Familie in Leptis Magna (im heutigen Lybien) in der römischen Provinz Africa geboren, Julia Domna kam aus einer syrischen Herrscherfamilie und hatte einen Hohepriester des Sonnengottes Elagabal zum Vater. Seinen Sohn Caracalla erhob er schon in dessen achtem Lebensjahr zum Caesar und zwei Jahre später zum Augustus, womit er seine Nachfolge absicherte. Zu seinem Plan, eine Dynastie zu begründen, gehörte die Präsentation der Stammesmutter auf Münzen, weshalb seine Ehefrau Julia Augusta auf dem vorliegenden Stück abgebildet ist. Auf der Rückseite des Denars erscheint eine weitere Mutterfigur, die Muttergottheit Isis, die ihr Kind nährt. Die Göttin versinnbildlicht die Fruchtbarkeit und damit die dynastische Zukunft des Reichs, was ein glückliches Zeitalter gemäss der Umschrift «Saeculi Felicitas» verheisst.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
196–211 n. Chr.
D. 18.1 mm
Silber, Prägung
T 34673
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 22, Nr. 63.48 und S. 49, Nr. 13.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Pertinax to Geta (The Roman Imperial Coinage, Bd. 4.1), London 1936, Nr. 577.

Thomas Rettig, Münzprägungen für Kaiserfrauen unter Septimus
Severus, Universität Potsdam, Historisches Seminar. https://www.altegeschichte.uni-osnabrueck.de/Kaiserfrauen-auf-Muenzen/septimus-severus.html, aufgerufen am 30.03.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Mythologie, Symbol