Münze: Denar des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Septimius Severus (193–211 n. Chr.) für seinen Sohn Marcus Aurelius Antoninus alias Caracalla

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Vs.: Umschrift: «IMP CAES M AVR – ANTON AVG» (Imperator Caesar Marcus Aurelius Antoninus Augustus). In Perlkreis die Porträtbüste des jungen Caracalla, drapiert und kürassiert, mit Stirn- und Schläfenlocken sowie mit Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und Ruhms), nach rechts.
Rs.: Umschrift: «FELICI – TAS AVGG» (Felicitas Augustorum). In Perlkreis stehende Felicitas (Personifikation des Glücks) nach links, in der Linken eine Cornucopia (Füllhorn, Symbol des Überflusses und des Wohlstands) und in der Rechten den Caduceus (Hermesstab, Symbol des Glück überbringenden Boten) haltend.
Lucius Septimius Severus heiratete 186/187 n. Chr. Julia Domna, die Tochter eines syrischen Hohepriesters. Einer ihrer zwei Söhne war Caracalla, der 198 n. Chr. schon im Alter von 10 Jahren von seinem Vater zum Augustus (Mitregenten) erhoben wurde. Bereits zwei/drei Jahre zuvor bekam Caracalla den Titel des Caesars, des designierten Nachfolgers des Kaisers. Mit der Inthronisation seines Sohnes im Kindesalter beabsichtigte Kaiser Septimius Severus die Machtsicherung seiner Dynastie.
Die Umschrift der Münzvorderseite benennt die verliehenen Prädikate an den Knaben, ebenso gibt sie seinen offiziellen Namen an: Marcus Aurelius Antoninus. Auch diese Namenswahl erfolgte aufgrund dynastischer Überlegungen. Denn Kaiser Septimius Severus wollte seinen Sohn in die Abfolge des beliebten Kaisers Mark Aurel setzen. Den Spitznamen Caracalla führte dieser erst später, zu einer Zeit, als er sich mit dem gleichnamigen Kleidungsstück, einem keltisch-germanischen kurzen, eng anliegenden Reisemantel mit Kapuze kleidete, wobei sein Mantel länger war. Das Porträt auf der Münzvorderseite zeigt ein pausbäckiges Knabengesicht mit kleinem Kinn und grossen Augen. Auf der Rückseite des Denars ist Felicitas abgebildet, die Personifikation des dauerhaften Glückszustands und des guten Gelingens. Der Heroldstab zeichnet sie als Botin aus, als Überbringerin der Glückseligkeit, die sie im Füllhorn bei sich hat. Bei dieser positiven Verkündung haben die beiden Regenten Septimius Severus und sein Sohn Marcus Aurelius Antoninus alias Caracalla ihre Hände mit im Spiel, darauf verweist die Umschrift «felicitas augustorum» (Glückseligkeit der Regenten). Durch ihre gemeinsame Vermittlung gelangt der glückliche Zustand an das Volk.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
198–199 n. Chr.
D. 19 mm
Silber, Prägung
T 34697
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 23, Nr. 65.49.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Pertinax to Geta (The Roman Imperial Coinage, Bd. 4.1), London 1936, Nr. 18.

Andreas Pangerl, Porträttypen des Caracalla und des Geta auf
römischen Reichsprägungen – Definition eines neuen Caesartyps des Caracalla und eines neuen Augustustyps des Geta, Archäologisches Korrespondenzblatt 43, 2013, heiJOURNALS, Heidelberger OJS-Journals, Universität Heidelberg, Universitätsbibliothek Heidelberg.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Mythologie, Allegorie