Münze: Denar des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Severus Alexander (222–235 n. Chr.), Schenkung von Johann Adam Pupikofer (1797–1882)

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Vs.: Umschrift: «IMP SEV ALE – XAND AVG» (Imperator Severus Alexander Augustus). In Perlkreis Porträtbüste von Severus Alexander nach rechts, drapiert und mit Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und Ruhms).
Rs.: Umschrift: «IOVI S – TATORI» (IOVI STATORI) (Für Jupiter, den Standhaften). In Perlkreis stehender Jupiter mit Blickrichtung nach rechts, in der Linken sein Attribut (Blitze) und in der Rechten das Langzepter (Symbol für die Herrschaft) haltend.
Marcus Aurelius Severus Alexander wurde bereits als 13-Jähriger zum römischen Kaiser erhoben, nachdem sein Cousin Caesar Marcus Aurelius Antoninus Augustus, genannt Elagabalus, 222 n. Chr. ermordet worden war. Dieser galt den Römern und Römerinnen als moralisch zweifelhaft, auch weil er sakrale Traditionen im Zusammenhang mit den römischen Gottheiten absetzte und stattdessen die Verehrung orientalischer Götter einführte. So richtete Kaiser Elagabalus auf dem Palatin, dem Zentrum der römischen Gottheiten, einen Tempel mit dem hl. Stein von Emesa (heutiges Homs in Syrien) zu Ehren des syrischen Sonnengottes Baal (semitisch Elah-Gabal) ein. Seine Hingabe an die orientalische Mysterienreligion hatte ihren Ursprung in der Herkunft des Kaisers aus einer Familie von Priesterfürsten des Sonnengottes. Kurz vor seiner Inthronisierung übernahm auch er das sakrale Amt, weshalb er sich Elagabalus nannte. Zudem heiratete er eine Vestalin, eine römische Priesterin. Ein maximaler Frevel, weil Vestalinnen zölibatär lebten. Kaiser Severus Alexander stellte die alten überlieferten sakralen Verhältnisse wieder her und fokussierte den Staatskult auf die wichtigste römische Gottheit, den obersten Staatsgott Jupiter, der auf der Rückseite der Münze dargestellt ist und dem diese Münze gewidmet ist. Der prächtige Tempel auf dem Palatin, eigentlich zu Ehren des Sonnengottes errichtet, wurde für Jupiter umgeweiht und der hl. Stein nach Syrien zurückgebracht. Jupiter ist im Münzbild mit seinen typischen Attributen, dem Zepter, das seine Herrschaft demonstriert, und mit einem Blitzbündel ausgestattet. Denn als Wettergott kann er über Blitz und Donner entscheiden. Mit dieser Münze wollte Kaiser Severus Alexander den Römern und Römerinnen seine Rückbesinnung auf die alte herkömmliche Ordnung kommunizieren.

Der Denar zählte zur Sammlung des ersten Kantonsbibliothekars und Staatsarchivars im Thurgau, Johann Adam Pupikofer. Als Gründungspräsident des Historischen Vereins Thurgau war er bemüht, historische Objekte zusammenzutragen und diese dem Verein zu schenken. Darüber hinaus verfasste er eine Fülle von Schriften zur Geschichte des Thurgaus und des Bodenseeraums und war Redaktor der «Thurgauischen Beiträge zur vaterländischen Geschichte».
Das antike Exemplar gelangte in den Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
228–231 n. Chr.
D. 20 mm
Silber, Prägung
T 34675
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 27, Nr. 79.59.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Carol Humphrey Vivian Sutherland, Macrinus to Pupienus (The Roman Imperial Coinage, Bd. 4.2), London 1938, Nr. 202.

Ursula Kampmann, Die Münzen der römischen Kaiserzeit, 2. Auflage, 2011, S. 258.

Sonja Hommen, Denar des Severus Alexander mit Darstellung des Jupiter Ultor, Landesmuseum Württemberg, Kunstkammer der Herzöge von Württemberg, Münzkabinett, Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlungen, MK 24733. https://bawue.museum-digital.de/object/4027, aufgerufen am 01.04.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Mythologie