Münze: Denar des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Traianus (98–117 n. Chr.), Schenkung von Johann Adam Pupikofer (1797–1882)

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Vs.: Umschrift: «IMP CAES NER TRAIANO OPTIMO AVG GER DAC» (Imperatori Caesari Nervae [filius] Traiano Optimo Augusto Germanico Dacico). In Linienkreis drapierte Porträtbüste des Kaisers mit Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und Ruhms), nach rechts.
Rs.: Umschrift: «P M TR P COS – VI P P S P Q R» (Pontifici Maximo Tribunicia Potestate [induto] Consulo – Sextum [zum 6. Mal Konsul] Patri Patriae Senatus Populusque Romanus). In Linienkreis nackter stehender Genius (Schutzgeist) nach links, in der Linken Ähren und in der Rechten eine Patera (Opferschale, ein Sakralinstrument, Symbol der Pietät gegenüber den Göttern) haltend.
Vorliegende Münze liessen der Senat und das römische Volk prägen und richteten sie für Kaiser Traianus aus. Die Angaben der Vorder- und Rückseite weisen auf diesen Umstand hin. Auf der Rückseite sind die Prägeherren vermerkt «Senatus Populusque Romanorum» (Senat und römisches Volk). Die Umschrift sowohl der Vorder- wie der Rückseite zählt die Ämter und Taten des Kaisers im lateinischen Dativ auf, d. h. in der Deklinationsform, die den Kaiser als Widmungsempfänger benennt. Neben seinen vielen Titeln wird er als Sohn von Kaiser Nerva bezeichnet (Nervae [filius]), im Weiteren als bester, edelster Kaiser (Optimo Augusto) und zudem als Bezwinger der Germanen und Daker (ROU) (Germanico Dacico).
Kaiser Nerva war nicht der leibliche Vater von Traianus, vielmehr adoptierte der kinderlose Nerva den von römischen Senatoren als fähig erachteten Marcus Ulpius Traianus. Damit war dieser der erste Adoptivkaiser des Römischen Reichs. Zum Konzept dieser Nachfolgeregelung gehörte, dass der amtierende Kaiser den geeignetsten, den besten, den edelsten Kandidaten als seinen Amtserben auswählte. Die Umschrift auf der Vorderseite bestätigt die ausgezeichnete Wahl (Optimo Augusto).
Als erfolgreicher Feldherr gelang es Traianus während seiner neunzehnjährigen Regierungszeit, das Römische Reich territorial maximal zu erweitern, weshalb das Imperium flächenmässig seinen Zenit erreichte. So sicherte er die Grenzen am Rhein vor den Einfällen der Germanen und besiegte das Dakerreich im Osten (Germanico Dacico). Das Riesenreich erstreckte sich im Todesjahr von Traianus 117 n. Chr. von England bis zum Irak und von Marokko über den gesamten Mittelmeerraum bis in den Kaukasus. 75 Mio. Menschen lebten im Imperium.

Die Münze war im Besitz des Kantonsbibliothekars und Staatsarchivars im Thurgau, Johann Adam Pupikofer. Als Gründungspräsident des Historischen Vereins des Kantons Thurgau war er bemüht, historische Objekte zusammenzutragen und diese der Sammlung des Historischen Vereins zu schenken, wie dies beim vorliegenden Stück der Fall war.
Das antike Exemplar gelangte in den Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
114–117 n. Chr.
D. 21.1 mm
Silber, Prägung
T 34657
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 11, Nr. 30.21.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Vespasian to Hadrian (The Roman Imperial Coinage, Bd. 2), London 1926, Nr. 347.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Mythologie, Symbol