Münze: Guldiner der Stadt Bern, geprägt in Bern, aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: In Perlkreis der Bär nach links schreitend, darüber Doppeladler, eingerahmt von einem halben und einem ganzen Wappenkranz nach aussen gerichteter Vogteiwappen (Halbkreis von links: Niedersimmental, Frutigen, Burgdorf, Thun, Laupen, Obersimmental, Aeschi; Kreis von links: Oberhasli, Unterseen, Interlaken, Trachselwald, Murten, Huttwil, Aarburg, Erlach, Aarwangen, Orbe, Grandson, Bipp, Wangen, Büren, Nidau, Aarberg, Lenzburg, Brugg, Aarau, Zofingen).
Rs.: Umschrift: «: SANCTVS (Rosette) VIN - CENCIVS (Rosette) 1494 °». In Perlkreis der hl. Vinzenz nach links stehend, mit Nimbus und in der Kleidung eines Diakons, in seiner Rechten das Evangelienbuch und in seiner Linken einen Palmzweig haltend, eingefasst in einen Bogenfries mit stilisierten Lilienblütenköpfen in den Schnittpunkten.
Der hl. Vinzenz von Saragossa, seit dem 15. Jh. der Schutzpatron des damals erbauten Berner Münsters und der Stadt Bern, starb 304 den Märtyrertod im Zuge der Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Diokletian. Seine Attribute sind das Buch und der Palmwedel für Märtyrer, sein Gedenktag ist der 22. Januar.

Die 1191 durch Herzog Berchtold V. von Zähringen (1186–1218) gegründete Stadt Bern entwickelte sich im Verlauf der Jahrhunderte zum grössten Stadtstaat nördlich der Alpen. Bereits Münzen und Siegel aus der Zeit um 1224 zeigen den Bären als Wappentier, zunächst noch auf allen Vieren laufend. Die älteste überlieferte farbige Darstellung des Berner Wappens mit schwarzem Bären in goldenem Schrägbalken auf rotem Grund findet sich auf einem Setzschild (Schutzschild) aus dem 14. Jh., welcher heute im Historischen Museum Bern aufbewahrt wird.

Wie bei vielen Wappendarstellungen handelt es sich beim Berner Wappen um ein redendes Wappen, welches Bezug auf den Stadtnamen (Bern = Bären) nimmt. Die bereits im Spätmittelalter verbreitete Gründungslegende, wonach Herzog Berchtold V. von Zähringen die neue Siedlung nach dem ersten von ihm in der Gegend erlegten Tier, einem Bären, benannte, bleibt eine Erzählung ohne historische Beweise. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Name Bern an einem bereits bestehenden Flurnamen orientierte wie etwa dem keltischen Wort «berna» für Kluft/Schlucht. Als Symbol für Kraft und Macht fand der Bär neben Adler und Löwe in mittelalterlichen Wappendarstellungen eine weite Verbreitung.

Kappeler legte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) eine wertvolle, umfangreiche Münzsammlung an. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mit nach Hause brachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1494
D. 41.8 mm
Silber, Prägung
T 35936
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 63.

Hans-Ulrich Geiger, Berns Münz- und Geldgeschichte im Mittelalter (Schriften des Bernischen Historischen Museums, Bd. 12), Bern 2014, Nr. 20.2.1.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Heraldik, Tier, Symbol, Botanik, Religion