Münze: Keramische Nachbildung eines Talers von 1620 der Stadt Ulm, hergestellt in Gaildorf (DEU), wahrscheinlich aus der Sammlung von Maria Walenta (1876–1961)

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Vs.: Umschrift: «(Rosette) MONETA . NOVA . REIPVB . VLMENSIS . 1620» (neue Münze der Republik Ulm). In Linienkreis Ulmer Wappenschild in floraler Kartusche in barocker Manier.
Rs.: Umschrift: «FERDINANDVS II ROM IMP SEMPER AVGVSTVS», (Ferdinand II., römischer Kaiser, allzeit Mehrer des Reichs). In Linienkreis bekrönter nimbierter Doppeladler.
Als Folge der Kleingeldknappheit in Deutschland während des Ersten Weltkriegs (1914–1918) und der nachfolgenden Jahre begannen Gemeinden und Unternehmen Notgeld in Form von Papierscheinen auszugeben. Der Umlauf dieses Notgelds wurde von den Behörden zunächst toleriert. In Sachsen (DEU) kam es zudem zu ersten Versuchen, Notmünzen aus Böttgersteinzeug (rotbraunes Feinsteinzeug) herzustellen, wobei diese Ausgaben zu einem grossen Teil für Sammler bestimmt waren.
In dieser Tradition steht auch die Nachbildung des vorliegenden Talers der Reichsstadt Ulm von 1620 durch die Württembergischen Majolika-Werke in Gaildorf. Diese produzierten von 1922–1932 eine Vielzahl an Nachbildungen von Münzen aus Feinsteinzeug mit einem roten Scherben, nach der keramischen Rezeptur des 18. Jhs. Auch in diesem Fall wurden sie vornehmlich an Sammler oder Festbesucher verkauft.

Maria Walenta (1876–1961) wurde im tschechischen Graslitz geboren und kam um 1903 zu ihrem Bruder Rudolf (1875–1933) nach Frauenfeld, der hier bereits seit 1893 bei der Instrumentenbauerin Marie Wolf arbeitete. Maria Walenta führte wohl den Haushalt Wolf, in welchem auch ihr Bruder lebte. Marie Wolf vermachte per Testament Maria Walenta 1934 ihr Haus an der Thundorfstrasse zur Nutzniessung bis zu ihrem Tod. Nach dem Willen der Testatorin sollte dieses Objekt nach dem Tod der Begünstigten an die Bürgergemeinde Frauenfeld übergehen, wobei der Erlös aus dem späteren Verkauf der Liegenschaft für einen Musikpavillon sowie für einen Springbrunnen im Stadtpark Burstel bestimmt war. Das Legat wurde als «Fräulein Marie Wolf und Herrn Rudolf Walenta-Fonds» bezeichnet.
Maria Walenta vermachte ihrerseits dem Historischen Museum Thurgau eine reichhaltige Münz- und Papiergeldsammlung (vor allem Notgeld um 1920, Banknoten, Gutscheine und Marken aus Papier) sowie einige Antiquitäten. Wer die Münzen erworben hat – Maria Walenta, ihr Bruder oder die Familie Wolf –, bleibt unklar.
Württembergische Majolika-Werke, Gaildorf
1922
D. 37.9 mm
Feinsteinzeug, in Form gepresst, gebrannt
T 37248
Karl Scheuch, Münzen aus Porzellan und Ton der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen und anderen keramischen Fabriken des In- und Auslandes, Biebertal 1978, Nr. 584a.

Henning Huschka, Münzen und Medaillen der Württembergischen Majolika Werke Gaildorf (WMW) 1922-1932, 2020.

Lili Reyels, Aus Naturmaterialien Geld machen – Porzellan-Notgeld, Deutsches Historischen Museums, DHM-Blog, Geschichte(n) aktuell, 13. März 2024. https://www.dhm.de/blog/2024/03/13/aus-naturmaterialien-geld-machen-porzellan-notgeld-aus-sachsen/, aufgerufen am 11.04.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Heraldik Tier