Münze: Konkordatsbatzen des Kantons Bern, geprägt in Bern, aus der Sammlung von Maria Walenta (1876–1961)

zurück

Vs.: Umschrift: «CANTON BERN 1826». In Perlkreis Berner Wappen (heraldisch nach rechts aufwärtsschreitender Bär mit erhobener linker Vordertatze) in barocker geschweifter Kartusche aus Voluten und Blattranken, im Abschnitt die Angaben «1 . BATZ .».
Rs.: Umschrift: «(Rosette) DIE CONCORDIER . CANTONE DER SCHWEIZ». In Strichelkreis grosses, von einem Vierpass umgebenes Konkordatskreuz bzw. Schweizer Kreuz mit einem «C» in der Mitte, umgeben von Kranz aus Eichenblättern. Auf den Kreuzarmen je ein Vierpass mit je dreiblättrigem Kleeblatt in den Schnittpunkten.
Die 1191 durch Herzog Berchtold V. von Zähringen (1186–1218) gegründete Stadt Bern entwickelte sich im Verlauf der Jahrhunderte zum grössten Stadtstaat nördlich der Alpen. Bereits Münzen und Siegel aus der Zeit um 1224 zeigen den Bären als Wappentier, zunächst noch auf allen Vieren laufend. Die älteste überlieferte farbige Darstellung des Berner Wappens mit schwarzem Bären in goldenem Schrägbalken auf rotem Grund findet sich auf einem Setzschild (Schutzschild) aus dem 14. Jh., welcher heute im Historischen Museum Bern aufbewahrt wird.

Wie bei vielen Wappendarstellungen handelt es sich beim Berner Wappen mit dem Bären um ein redendes Wappen, welches Bezug auf den Stadtnamen (Bern = Bären) nimmt. Die bereits im Spätmittelalter verbreitete Gründungslegende, wonach Herzog Berchtold V. von Zähringen die neue Siedlung nach dem ersten vom ihm in der Gegend erlegten Tier, einem Bären, benannte, bleibt eine Erzählung ohne historische Beweise. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Name Bern an einem bereits bestehenden Flurnamen orientierte wie etwa dem keltischen Wort «berna» für Kluft/Schlucht. Als Symbol für Kraft und Macht fand der Bär neben Adler und Löwe in mittelalterlichen Wappendarstellungen eine weite Verbreitung.

Nachdem die eidgenössische Tagsatzung 1824 beschlossen hatte, jegliche Versuche zur Vereinheitlichung des Münzwesens in der Schweiz aufzugeben, schlossen sich am 17. April 1825 die Kantone Aargau, Basel, Bern, Freiburg, Solothurn und Waadt zu einem Münzkonkordat (Münzbündnis) zusammen. Der Vertrag sah vor, die alten geringwertigen Billonmünzen der Helvetischen Republik (1798–1803) im Vertragsgebiet einzuziehen und durch neue Konkordatsmünzen zu ersetzen, welche als gemeinsames Zeichen auf der Rückseite jeweils ein Schweizer Kreuz mit grossem «C» für Concordat in der Kreuzmitte aufweisen und die Umschrift «DIE CONCORDIERENDE CANTONE DER SCHWEIZ» (auf den Waadtländer Münzen in französisch) tragen sollten. Diese Münzen, welche nach gleichem Standard (Gewicht und Edelmetallgehalt) geprägt wurden, hatten im gesamten Vertragsgebiet Gültigkeit. Das Konkordat sah vor, die Münzen in Batzen, Franken und Rappen in Umlauf zu bringen. Der Franken wurde in 10 Batzen oder 100 Rappen eingeteilt. Das vorliegende Konkordatsbatzenstück entsprach somit 10 Rappen. Ausgegeben wurden insgesamt 17 Mio. Konkordatsmünzen, die bis 1850 in Umlauf waren.
Erst mit der Gründung des Schweizer Bundesstaats 1848 und der Einführung des Schweizer Frankens 1850 als nationale Währung wurden die Grundlagen für eine einheitliche Währung in der gesamten Schweiz geschaffen. Im Laufe der Jahre 1851/52 wurde die Bevölkerung aufgerufen die verbliebenen Kantonsmünzen in dafür eingerichteten Büros umzutauschen.

Maria Walenta (1876–1961) wurde im tschechischen Graslitz geboren und kam um 1903 zu ihrem Bruder Rudolf (1875–1933) nach Frauenfeld, der hier bereits seit 1893 bei der Instrumentenbauerin Marie Wolf arbeitete. Maria Walenta führte wohl den Haushalt Wolf, in welchem auch ihr Bruder lebte. Marie Wolf vermachte 1934 per Testament ihr Haus an der Thundorfstrasse Maria Walenta zur Nutzniessung bis zu ihrem Tod. Nach dem Willen der Testatorin sollte dieses Objekt nach dem Tod der Begünstigten an die Bürgergemeinde Frauenfeld übergehen, wobei der Erlös aus dem späteren Verkauf der Liegenschaft für einen Musikpavillon sowie für einen Springbrunnen im Stadtpark Burstel bestimmt war. Das Legat wurde als «Fräulein Marie Wolf und Herrn Rudolf Walenta-Fonds» bezeichnet.
Maria Walenta vermachte ihrerseits dem Historischen Museum eine reichhaltige Münz- und Papiergeldsammlung (vor allem Notgeld um 1920, Banknoten, Gutscheine und Marken aus Papier) sowie einige Antiquitäten. Wer die Münzen erworben hat – Maria Walenta, ihr Bruder oder die Familie Wolf –, bleibt unklar.
1826
D. 24.9 mm
Billon, Prägung
T 35951
Jean-Paul Divo, Edwin Tobler, Die Münzen der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert, Zürich 1967, Nr. 42.
Schlagwörter: Numismatik, Staatliche Institutionen, Heraldik, Tier, Symbol