Münze: Peso der Republik Nueva Granada, geprägt in Bogotá (heute Kolumbien), aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: Umschrift: «REPUBLICA DE LA NUEVA GRANADA». In Strichelkreis Frauenbüste mit Diadem mit Inschrift «LIBERTAD» (Allegorie der Freiheit) nach links, darunter «1838 .».
Rs.: Umschrift: «UN PESO . BOGOTA . R . S .». In Strichelkreis von einem Kondor und Schriftband «LIBERTAD Y ORDEN» (Freiheit und Ordnung) bekröntes Wappen der Republik Neugranada im spitzem Schild, darunter Rosette.
Die Republik Neugranada war von 1831 bis 1858 ein Staat, der im wesentlichen aus dem heutigen Kolumbien und Panama bestand. Beide Münzseiten betonen die Souveränität. Die dargestellten Freiheitssymbole verweisen auf den erfolgreichen Unabhängigkeitskampf gegen die Spanische Krone (1810–1819). Als Vorbild für die Gestaltung der Münzbilder dürften zeitgenössische US-amerikanische Goldmünzen mit der Büste der Freiheit sowie dem Weisskopfadler mit Wappenschild gedient haben. Während die Vorderseite die Allegorie der Freiheit in Form einer weiblichen Büste mit Stirnbinde und Schriftzug «LIBERTAD» (Freiheit) zeigt, präsentiert die Rückseite einen dreigeteilten Wappenschild, der von einem Kondor mit Schriftband überhöht ist. Der bewusste Rückgriff auf den einheimischen Greifvogel als Wappentier auf den Münzen, ikonografisch in Anlehnung an den nordamerikanischen Weisskopfadler oder dem europäischen Steinadler, verweist auf das neue Selbstbewusstsein des jungen Staats. Bewusst wird ein bis anhin auf Münzen noch nie dargestelltes Tier aus der heimischen Fauna gewählt. Wie der Adler in Europa und Nordamerika symbolisiert der Kondor, eine in den Andenstaaten verbreitete Geierart, Macht und Stärke. Das Schriftband in seinem Schnabel zeigt den Leitspruch «LIBERTAD Y ORDEN» (Freiheit und Ordnung). Der dreigeteilte Wappenschild nimmt mit seinen Wappenfiguren symbolisch Bezug auf Wohlstand (Füllhörner), Handel (Schiffe) und Freiheit (Lanzenspitze mit phrygischer Mütze, dem Symbol der freigelassenen Sklaven im Antiken Rom). Der Granatapfel zwischen den Füllhörnern im oberen Drittel des Wappens steht selbstredend für den Namen des Staats Nueva Granada.

In Anlehnung an die früheren spanischen Goldmünzen erscheinen auf der Rückseite der Münze die Initialen der für die Prägung verantwortlichen Münzbeamten «R . S .». Eine Massnahme, welche Manipulationen bei der Herstellung der Münzen in der Münzstätte vorbeugen sollte, da die Verantwortlichen sofort zur Rechenschaft gezogen werden konnten.

Der in Frauenfeld geborene und in St. Gallen zum Kaufmann ausgebildete Kappeler sammelte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) einen umfangreichen Bestand an wertvollen Münzen. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mitbrachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1838
D. 15.5 mm
Gold, Prägung
T 6837
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 11.

Chester L. Krause, Clifford Mishler, Standard Catalog of World Coins 1801–1900, Iola 2001, Nr. 93.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Heraldik, Allegorie, Symbol, Tier