Münze: Pfennig der Stadt Bern, geprägt in Bern

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Brakteat, einseitig geprägter vierzipfliger Silberpfennig.

Vs.: In Perlkreis Bär nach links schreitend mit rundem Kopf, darüber Königskopf, rechts ein Punkt.
Der vorliegende Berner Pfennig gehört zur Gruppe der dünnen einseitigen Brakteaten, welche in Teilen des deutschen Sprachraums seit dem Ende des 12. Jhs. entstanden. Diese spezielle Form der Ausprägung der Münzen verzichtete aufgrund der geringen Dicke der zu prägenden Münzplättchen auf einen Rückseitenstempel. Die Münzen wurden mit einem Vorderseitenstempel mit tief eingraviertem Bild geprägt, was zur Folge hatte, dass das Münzbild auf der Vorderseite im hohen Relief erscheint, während es sich auf der Rückseite spiegelverkehrt in vertieftem Relief abzeichnet. Die Bezeichnung Brakteat für diese mittelalterlichen Münzen stammte aus der numismatischen Fachliteratur des 17. Jhs. und ist eine Herleitung des lateinischen Wortes «bractea», welches übersetzt dünnes Blech bedeutet.

Die vierzipflige Form ist im 13. und 14. Jh. typisch für die Pfennige des westalemannischen Raums, welcher die Nordschweiz (ohne den Bodenseeraum), den Breisgau und das Oberelsass umfasste.

Die Darstellung auf der Münze mit dem Königskopf oberhalb des Bären verweist auf die Huldigung der Stadt Bern für den deutschen König Rudolf von Habsburg (1273–1291). Diese fand 1274 statt, nachdem Rudolf die Handfeste (Reichsunmittelbarkeit) der Stadt bestätigt hatte. Das Münzbild zeigt damit die privilegierte Stellung Berns im Heiligen Römischen Reich, indem die Stadt unter direktem Schutz des Königs steht und nur ihm Rechenschaft schuldet.

Die 1191 durch Herzog Berchtold V. von Zähringen (1186–1218) gegründete Stadt Bern entwickelte sich im Verlauf der Jahrhunderte zum grössten Stadtstaat nördlich der Alpen. Bereits Münzen und Siegel aus der Zeit um 1224 zeigen den Bären als Wappentier, zunächst noch auf allen Vieren laufend. Die älteste überlieferte farbige Darstellung des Berner Wappens mit schwarzem Bären in goldenem Schrägbalken auf rotem Grund findet sich auf einem Setzschild (Schutzschild) aus dem 14. Jh., welcher heute im Historischen Museum Bern aufbewahrt wird.

Wie bei vielen Wappendarstellungen handelt es sich beim Berner Wappen um ein redendes Wappen, welches Bezug auf den Stadtnamen (Bern = Bären) nimmt. Die bereits im Spätmittelalter verbreitete Gründungslegende, wonach Herzog Berchtold V. von Zähringen die neue Siedlung nach dem ersten von ihm in der Gegend erlegten Tier, einem Bären, benannte, bleibt eine Erzählung ohne historische Beweise. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Name Bern an einem bereits bestehenden Flurnamen orientierte wie etwa dem keltischen Wort «berna» für Kluft/Schlucht. Als Symbol für Kraft und Macht fand der Bär neben Adler und Löwe in mittelalterlichen Wappendarstellungen eine weite Verbreitung.
1274–1290
D. 15.2 mm
Silber, Prägung
T 35941
Hans-Ulrich Geiger, Berns Münz- und Geldgeschichte im Mittelalter (Schriften des Bernischen Historischen Museums, Bd. 12), Bern 2014, Nr. 2.1.2.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Heraldik, Tier