Münze: Pfennig des Bistums Konstanz, geprägt in Konstanz zur Zeit von Bischof Eberhard II. von Waldburg (1248–1274)

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Brakteat, einseitig geprägter runder Silberpfennig, sogenannter Bodenseebrakteat.

Vs.: In Wulst- und Perlkreis Büste des Bischofs von vorne, mit Hörner-Mitra (Kopfbedeckung von Bischöfen und ab Mitte des 12. Jhs. von bestimmten Äbten mit Rechts- und Verwaltungshoheit), Stola mit Perlstickereien, in der Rechten einen Krummstab (Insigne von Äbten und Bischöfen, die mit dem Stab ihre Funktion als Hirten der Gläubigen symbolisieren) und in der Linken ein Zepter mit Spitze in Form einer heraldischen Lilie (Lilienstab, Symbol der Herrschergewalt, Zeichen der Gnade Gottes) haltend.
Seit dem 11. Jh. bildeten sich im Bereich des ehemaligen Karolingerreichs in Westeuropa unterschiedliche Währungsräume aus. Anstelle des karolingischen Denars (Silberpfennig), der im ganzen Herrschaftsbereich der Karolinger gegolten hatte, traten nun aufgrund der zunehmenden politischen und territorialen Zerstückelung des einstigen Reichs in Machart, Bild, Gewicht und Silbergehalt unterschiedliche Pfennigsorten auf, welche exklusiv in ihren Währungsgebieten zirkulierten. Jeder dieser Währungsräume wurde von einer Leitmünzstätte beherrscht, deren Pfennig (Münze/Nominal) von den umliegenden Münzstätten nachgeahmt wurde. Als wirtschaftliches Zentrum in der Region übernahm damals die bischöfliche Münzstätte in Konstanz diese Funktion für den Bodenseeraum. Alle umliegenden Münzstätten wie etwa Lindau, St. Gallen, Ravensburg, Überlingen oder Ulm orientierten sich bei der Ausprägung ihrer Pfennige zunehmend an den Vorbildern aus Konstanz. Seit dem frühen 13. Jh. bildete sich im Bodenseeraum eine besondere Form dieser Pfennige aus, die aufgrund ihrer äusseren Erscheinungsform in der Forschung als Bodenseebrakteaten bezeichnet werden. Typisches Kennzeichen dieser Münzen sind die einseitige Ausprägung auf einem dünnen runden Silberschrötling (Münzplättchen). Das tief gravierte Bild im Prägestempel bewirkt, dass das Münzbild der Vorderseite der Münze ein hohes Relief aufweist, während sich auf der Rückseite der Münze – aufgrund der speziellen Prägetechnik und der geringen Dicke des Schrötlings – dasselbe spiegelverkehrt und vertieft abzeichnet. Stets wird das Münzbild bei den Bodenseebrakteaten durch einen Kranz aus dicken Perlen und einen glatten Wulstreif eingefasst. Mit dem Übergang zum mehrstufigen Münzsystem im Spätmittelalter werden die silbernen Bodenseebrakteaten durch neue Münzsorten anderer Machart und Wertstufen abgelöst.

Die Münze gehörte Gottlieb Wüthrich, der eine der umfassendsten Sammlungen von Schweizer Münzen zusammentrug. Diese kamen in Basel bei der Versteigerung der Münzen und Medaillen AG vom 25. bis zum 27. November 1971 unter den Hammer. Wüthrich (1879–1946) war seit 1898 in der Maschinenfabrik Oerlikon und ab 1899 in deren Londoner Niederlassung tätig. Dort war er von 1921 bis zu seinem Tod Direktor.
um 1250–1270
D. 21.4 mm
Silber, Prägung
T 36887
Ulrich Klein, Rainer Ulmer, Concordantiae Constantienses (CC), Tabellarischer Katalog der Bodensee-Brakteaten, in: Württembergischer Verein für Münzkunde (Hrsg.), Beiträge zur Süddeutschen Münzgeschichte 2001, Stuttgart 2001, S. 27–160, Nr. 26.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Kirche, Symbol, Botanik