Münze: Pfennig des Bistums Konstanz, geprägt in Konstanz zur Zeit von Bischof Konrad II. von Tegerfelden (1209–1233)

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Brakteat, einseitig geprägter runder Silberpfennig, sogenannter Bodenseebrakteat.

Vs.: In Wulst- und Perlkreis die Porträtbüste des Bischofs von vorne, in Kasel mit Stäben in Perlenstickerei, die überproportional grosse Rechte segnend erhoben, in der angewinkelten Linken ein Palmzweig (Symbol des Siegs und Ruhms), ungleich gebuchtete Hörner-Mitra (Kopfbedeckung von Bischöfen und ab Mitte des 12. Jhs. von bestimmten Äbten mit Rechts- und Verwaltungshoheit) mit gekordeltem Stirnreif.
Seit dem 11. Jh. bildeten sich im Bereich des ehemaligen Karolingerreichs in Westeuropa unterschiedliche Währungsräume aus. Anstelle des karolingischen Denars (Silberpfennig), der im ganzen Herrschaftsbereich der Karolinger gegolten hatte, traten nun aufgrund der zunehmenden politischen und territorialen Zerstückelung des einstigen Reichs in Machart, Bild, Gewicht und Silbergehalt unterschiedliche Pfennigsorten auf, welche exklusiv in ihren Währungsgebieten zirkulierten. Jeder dieser Währungsräume wurde von einer Leitmünzstätte beherrscht, deren Pfennig (Münze/Nominal) von den umliegenden Münzstätten nachgeahmt wurde. Als wirtschaftliches Zentrum in der Region übernahm damals die bischöfliche Münzstätte in Konstanz diese Funktion für den Bodenseeraum. Alle umliegenden Münzstätten wie etwa Lindau, St. Gallen, Ravensburg, Überlingen oder Ulm orientierten sich bei der Ausprägung ihrer Pfennige zunehmend an den Vorbildern aus Konstanz. Seit dem frühen 13. Jh. bildete sich im Bodenseeraum eine besondere Form dieser Pfennige aus, die aufgrund ihrer äusseren Erscheinungsform in der Forschung als Bodenseebrakteaten bezeichnet werden. Typisches Kennzeichen dieser Münzen sind die einseitige Ausprägung auf einem dünnen runden Silberschrötling (Münzplättchen). Das tief gravierte Bild im Prägestempel bewirkt, dass das Münzbild der Vorderseite der Münze ein hohes Relief aufweist, während sich auf der Rückseite der Münze – aufgrund der speziellen Prägetechnik und der geringen Dicke des Schrötlings – dasselbe spiegelverkehrt und vertieft abzeichnet. Stets wird das Münzbild bei den Bodenseebrakteaten durch einen Kranz aus dicken Perlen und einen glatten Wulstreif eingefasst. Mit dem Übergang zum mehrstufigen Münzsystem im Spätmittelalter werden die silbernen Bodenseebrakteaten durch neue Münzsorten anderer Machart und Wertstufen abgelöst.
um 1210–1230
D. 20.7 mm
Silber, Prägung
T 36900
Ulrich Klein, Rainer Ulmer, Concordantiae Constantienses (CC), Tabellarischer Katalog der Bodensee-Brakteaten, in: Württembergischer Verein für Münzkunde (Hrsg.), Beiträge zur Süddeutschen Münzgeschichte 2001, Stuttgart 2001, S. 27–160, Nr. 12.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Kirche, Symbol, Botanik