Münze: Probe eines 20-Franken-Stücks der Schweizerischen Eidgenossenschaft, geprägt in Brüssel, aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: In Perlkreis sitzende Helvetia (Allegorie der Schweiz) mit Schwert und Schild (Symbole für die Wehrhaftigkeit) nach links, rechts Eichenstrunk mit austreibendem Zweig (Sinnbild für das Entstehen einer neuen Schweiz), links im Hintergrund Alpensilhouette, im Abschnitt «HELVETIA», umringt von 22 Sternen (Symbole für die Kantone).
Rs.: In Perlkreis die Angaben «(Rhombus) / 20 Fr. / 1873 / (Rhombus)» zwischen unten mit Schleife gebundenem Lorbeer- und Eichenkranz (Symbole für Sieg und Ruhm sowie für Stärke und Tapferkeit), oben in der Mitte ein kleiner Kopf (Kopf des Erzengels Michael, Stadtpatron Brüssels) als Münzstättenzeichen für Brüssel.
Mit dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs (1870–1871) unterband Frankreich die Ausfuhr seiner Goldmünzen ins Ausland. Innert kürzester Zeit verschwanden daher in der Schweiz die Goldmünzen aus dem Zahlungsverkehr. Die Folge war eine massive Knappheit an Zahlungsmitteln im Alltag. Der Bund sah sich deshalb gezwungen, den britischen und nordamerikanischen Goldmünzen Kursgültigkeit zu gewähren, um die Armee zu unterhalten, welche die Grenzen während des Konflikts sicherte. Diese Erfahrung bewog die Schweizer Regierung, eine eigene Goldmünzenprägung in Betracht zu ziehen. Der massive Anstieg des Goldkurses ab 1873, der die Goldmünzenprägung unrentabel machte, verzögerte jedoch das Vorhaben um ein Jahrzehnt. Erst Anfang der 1880er-Jahre nahmen diese Pläne wieder an Fahrt auf. Ab 1883 wurden die ersten 20-Franken-Stücke in Bern geprägt. Hergestellt wurden diese Goldmünzen nach dem Standard der Lateinischen Münzunion (1865–1927), zu deren Gründungsmitgliedern die Schweiz gehörte. Das Gewicht beträgt 6.452 g. Der Goldgehalt entspricht 900/1000 fein, d. h. 9/10 der Münze bestehen aus reinem Gold, dem noch 10 % Kupfer zur Härtung beigemischt worden ist.
Obwohl die Bezeichnung «Probe» eigentlich bei einer Vorarbeit für eine offizielle Münzprägung gebräuchlich ist, die in der Regel nicht für den Geldumlauf bestimmt ist, trifft die Bezeichnung für diese Münzen aufgrund der damaligen Umstände zu. Denn innerhalb kürzester Zeit mussten genügend Goldmünzen zur Verfügung stehen, um die private Nachfrage zu decken. Dabei handelte es sich um reine Auftragsprägungen. Der Bund organisierte einzig die Münzstätte und tolerierte diese sogenannten Proben als Zahlungsmittel, auch wenn es sich dabei um kein offiziell ausgegebenes Geld handelte. Dass diese Münzen damals tatsächlich zirkulierten, lässt sich an vielen Einzelstücken in privaten und öffentlichen Sammlungen nachweisen, welche deutliche Abnutzungsspuren zeigen.

Der in Frauenfeld geborene und in St. Gallen zum Kaufmann ausgebildete Kappeler sammelte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) einen umfangreichen Bestand an wertvollen Münzen. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mitbrachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1873
D. 21.3 mm
Gold, Prägung
T 6605
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 1.

Jean-Paul Divo, Schweizer Proben, Eine Zusammenstellung der offiziellen Proben zu den Bundesmünzen seit dem Jahre 1850, Bad Ragaz 1985, Nr. 16.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Allegorie, Heraldik, Symbol, Botanik