Münze: Sesterz des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Nero (54–68 n. Chr.)

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Vs.: Umschrift: «NERO CLAVDIVS CAESAR AVG GERM P M TR P IMP P P» (Nero Claudius Caesar Augustus Germanicus Pontifex Maximus Tribunicia Potestas Imperator Pater Patriae). In Perlkreis Kopfporträt des Kaisers mit Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und Ruhms), nach links.
Rs.: Umschrift: «ANNON[A – AVGVSTI – CERES]». Links steht Annona (göttliche Personifikation des ausreichenden Jahresertrags von Lebensmitteln, vor allem Getreide), rechts die sitzende Ceres (Göttin der Landwirtschaft und Fruchtbarkeit) mit Ähre und Fackel (Hinweis auf die Sonnenhitze während der Ernte), dazwischen ein Modius (Symbol für den Wohlstand; römisches Getreidemass, entspricht heute etwa 8.7 Liter) auf einem Altar.
Darunter «S – C» (Senatus Consultum) (auf Beschluss des Senats).
Nero Claudius Caesar Drusus Germanicus kam 54 n. Chr. mit 17 Jahren, nach dem Tod seines Adoptivvaters Kaiser Claudius, auf den römischen Thron. Die antike Geschichtsschreibung vermittelte das Bild eines grausamen und unfähigen Herrschers. Nero soll in den Grossen Brand von Rom 64 n. Chr. verwickelt gewesen sein und die erste Christenverfolgung ausgelöst haben, der die Apostel Petrus und Paulus zum Opfer fielen. Zudem liess er Familienmitglieder ermorden. Unter seiner Herrschaft wurde eine Anzahl von Münzen mit verschiedenen Motiven zum Thema Getreideversorgung geprägt. Damit wollte der unliebsame Herrscher die Sicherstellung der Nahrungsmittel in Rom propagieren. Auf der stark abgeriebenen Rückseite des vorliegenden Stücks kommt diese Thematik mit den zwei Gottheiten Annona und Ceres zum Tragen.
Annona war die göttliche Macht, die dafür sorgte, dass die Römer und Römerinnen aufgrund sicherer Landes- und Seewege mit genügend Getreide versorgt waren und zwar innerhalb eines Jahres, denn ihr Name leitet sich aus dem lateinischen Wort «annus» für Jahr ab. Diese römische Gottheit liess Nero als erster römischer Kaiser auf Münzen abbilden, genauer auf Sesterzen, einem Nominale für die Unter- und Mittelschicht, womit die Botschaft auf der Münze einen Grossteil der Bevölkerung erreichte. Die Gottheit erscheint zusammen mit Ceres, eine weitere römische Göttin, die für das gute Wachstum des Getreides zuständig war und eine ausreichende Versorgung garantierte. Die Umschrift aus der Rückseite der Münze erwähnt aber nicht nur die zwei Göttinnen, sondern, in ihrer Mitte, den Kaiser im lateinischen Genitiv «augusti». Damit weist Kaiser Nero auf sein aktives Zutun bei der Getreideversorgung hin.
64–68 n. Chr.
D. 35 mm
Aes, Prägung
T 34620
Carol Humphrey Vivian Sutherland, From 31 BC to AD 69, Revised Edition (The Roman Imperial Coinage, Bd. 1), London 1984, Nr. 99.

Markus Mayer, Numismatisch-Ikonographische Untersuchungen zur Kommunikation und Selbstdarstellung des flavischen Kaiserhauses, Dissertation Universität Augsburg, 2010, S. 210–211.

Ursula Kampmann, Die Münzen der römischen Kaiserzeit, 2. Auflage, 2011, S. 64–65.

Delia Scheffer, Sesterz des Nero mit Darstellung der Annona und Ceres, Landesmuseum Württemberg, Kunstkammer der Herzöge von Württemberg, Münzkabinett, Kunst- und Kulturgeschichtliche Sammlung, museum-digital baden-württemberg, Stand 14.04.2025. https://bawue.museum-digital.de/object/1790, aufgerufen am 21.04.2025.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Mythologie, Allegorie