Münze: Sesterz des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Traianus Decius (249–251 n. Chr.)

zurück

Vs.: In Perlkreis Umschrift: «IMP C M Q TRAIANVS DECIVS AVG» (Imperator Caesar Messius Quintus Traianus Decius Augustus). Porträtbüste von Kaiser Traianus nach rechts mit Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und Ruhms).
Rs.: In Linienkreis Umschrift: «GENIVS EXERC ILLVRICIANI» (Genius Exercitus Illuriciani). Genius (Schutzgeist) mit Polos (Zylinder ohne Krempe) auf dem Kopf nach links, in der Linken eine Cornucopia (Füllhorn, Symbol des Überflusses und des Wohlstands) und in der Rechten die Patera (Opferschale, ein Sakralinstrument, Symbol der Pietät gegenüber den Göttern) haltend, rechts daneben eine Standarte (militärisches Feldzeichen), flankiert von «S – C» (Senatus Consultum) (auf Beschluss des Senats).
Neben ihrer Hauptaufgabe als Zahlungsmittel spielten Münzen im antiken Rom als Massenmedium zur Verbreitung von offiziellen Botschaften eine wichtige Rolle. Deshalb diente das Münzbild auf der Rückseite Propagandazwecken. In diesem Fall wird der Genius des Illyrischen Heeres dargestellt. Dieser galt im Römischen Reich als persönlicher Schutzgeist und als Schutzmacht von Körperschaften. Die vorliegende Münze zeigt die Schutzkraft des Heeres. Bewusst wird hier die übliche Darstellung des Genius mit Füllhorn, Opferschale und Modius (Getreidemass, Symbol für Wohlstand) auf dem Kopf mit dem Motiv einer militärischen Standarte ergänzt, um so den Bezug zum Illyrischen Heer herzustellen. Denn diese Streitkraft erhob Traianus Decius 249 n. Chr. zum Kaiser. Der in Sirmium (heutige Stadt Sremska Mitrovica in Serbien), der Hauptstadt der römischen Provinz Pannonien, geborene Traianus Decius war der erste einer Reihe von römischen Kaisern aus der römischen Provinz Illyrien (Balkan). Diese war bis 10 n. Chr. eine geografische Verwaltungseinheit des Römischen Reichs und wurde danach in die Provinz Pannonien eingegliedert. Während seiner kurzen Herrschaft widmete sich Traianus Decius vornehmlich dem Kampf gegen die eindringenden Goten im heutigen Bulgarien, wo er in der Schlacht von Abrittus 251 n. Chr. den Tod fand.

Die Feldzeichen oder Standarten hatten im antiken Rom eine herausragende Bedeutung für die einzelnen Legionen. Jede Einheit innerhalb einer Legion besass eigene Feldzeichen, welche ursprünglich zur optischen Übermittlung von Befehlen dienten. Das wichtigste Feldzeichen einer Legion war der Legionsadler, der an einer Haste befestigt als Hauptstandarte diente und kultische Verehrung erfuhr. Die grösste Schmach einer Legion war der Verlust des Adlers im Kampf. Dies lässt sich am Beispiel der Rückgewinnung der in der Schlacht von Carrhae, 53 v. Chr. gegen die Parther verlorenen Feldzeichen durch Kaiser Augustus im Jahre 20 v. Chr. nachvollziehen. Obwohl dieser angekündigte Feldzug militärisch von geringem Erfolg war und es zu einem gezwungenen Kompromissfrieden zwischen Rom und dem Partherreich kam, gelang es der römischen Diplomatie die verlorenen Feldzeichen zurückzuerhalten. Diese Rückgabe wurde in Rom als grosser Sieg inszeniert.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
249–251 n. Chr.
D. 27.9 mm
Aes, Prägung
T 30029
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 54, Nr. 13.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Carol Hemphres Vivian Sutherland, Gordian III – Uranius Antoninus (The Roman Imperial Coinage, Bd. 4.3), London 1949, Nr. 117.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Militaria, Symbol, Allegorie, Mythologie