Münze: Sogenannter Neutaler im Wert von 4 Franken der Helvetischen Republik, geprägt in Bern, aus dem Nachlass von Karl Asmund Kappeler (1844–1924), Kaufmann in Kolumbien

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Vs.: Umschrift: «HELVETISCHE – REPUBLIK». In Linienkreis auf einem mit der Jahreszahl «1801» versehenen Postament ein stehender Söldner in Kleidung des 16. Jhs. mit Wams, kurzer Pluderhose, engem Beinkleid sowie Federhut (Freiheitshut, Symbol für die Freiheit) und Schwert (Symbol für die Wehrhaftigkeit), der mit seiner rechten Hand die dreifarbige Fahne der Helvetischen Republik hält. Dabei handelte es sich um die Trikolore, die von oben nach unten aus einem grünen, roten und gelbem horizontalem Streifen bestand.
Rs.: In Strichelkreis die dreizeilige Angabe «4 / FRANKEN / B» in zwei Eichenästen mit Eicheln (Symbol der Stärke, Treue und Einheit), die sich um einen Kranz aus Stroh? winden, der in den Scheitelpunkten oben und seitlich je mit einem übers Kreuz liegenden Band und unten mit Band mit Schleife gebunden ist.
Mit dem Einmarsch der Franzosen im Frühling 1798 endete die Staatsform der Alten Eidgenossenschaft. Anstelle des alten Staatenbündnisses mit vollwertigen und zugewandten Orten sowie Untertanengebieten trat unter dem Schutz französischer Truppen die Helvetische Republik. Als Zentralstaat nach französischem Vorbild organisiert, übernahm sie die volle Staatsgewalt. Die einst regierenden Orte waren nun einzig Verwaltungseinheiten. Zu den vielen Reformen, welche die Helvetische Republik in Angriff nahm, zählte die Vereinheitlichung des Münzwesens in der Schweiz. Anstelle der einzelnen Orte sollte ausschliesslich die Helvetische Republik das Münzrecht ausüben. Als neue Währung wurde der Schweizer Franken zu 10 Batzen oder 100 Rappen bestimmt, mit Gültigkeit in der ganzen Schweiz. Die leeren Staatskassen und die inneren Unruhen verhinderten jedoch die Umsetzung der Projekte. Bereits 1803 wurde die Helvetische Republik mittels Mediationsverfassung zurück zu einem föderalen Staat abgewickelt. Statt der einen und unteilbaren Republik etablierte sich das Staatenbündnis aus 19 und ab 1815 aus 22 Kantonen, die das Münzrecht zurückerhielten. Erst die Bundesverfassung von 1848 untersagte den Kantonen die Münzprägung.

Zu den grossen Silbermünzen der Helvetischen Republik (1798–1803) gehören die 4-Franken- bzw. 40-Batzen-Stücke, die unter dem Namen «Neutaler» bekannt waren. Diese Bezeichnung bezog sich auf die französischen Ecu zu 6 livres (grosse Silbermünzen), die ab 1726 in grosser Zahl geprägt worden waren. Auch in der Schweiz war diese Währung in Umlauf, wo Ende des 18. Jhs. ein Ecu zu 40 Batzen gehandelt und als Neutaler bezeichnet wurde. Die wertgleichen Stücke der Helvetischen Republik zu 4 Franken oder 40 Batzen wurden im Volksmund daher ebenfalls Neutaler genannt. Die Rückseite zeigt einen von Eichenlaub umwickelten Kranz aus zusammengebundenen Ruten, die für die Einheit des neuen Staats stehen. Im Gegensatz zu den vielen geringwertigen Kleinmünzen aus einer Silberlegierung mit hohem Kupferanteil liess die Helvetische Republik die silbernen Stücke in kleiner Anzahl prägen.

Kappeler legte während seines beruflichen Aufenthalts in Südamerika (um 1876–1891) eine wertvolle, umfangreiche Münzsammlung an. 1897 zog er sich aus dem Geschäftsleben zurück und unternahm ausgiebige Reisen durch Europa, von welchen er Souvenirs mit nach Hause brachte. Münzsammlung und Reiseandenken vermachte er testamentarisch dem Historischen Verein des Kantons Thurgau.
1801
D. 40.4 mm
Silber, Prägung
T 8077
Archiv Historisches Museum Thurgau, Akten Historisches Museum 03.17.02, Inventar Sammlung Kappeler (unpaginiert), S. 63.

Jean-Paul Divo, Edwin Tobler, Die Münzen der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert, Zürich 1967, Nr. 5.
Schlagwörter: Numismatik, Staatliche Institutionen, Heraldik, Symbol, Botanik, Justiz