Petschaft: Ovaler Siegelstempel der Gemeindekammer Bischofszell, mit Handhabe

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Vs.: «GEMEINDS=KAMMER BISCHOFZELL.», spiegelverkehrt, an Anker gelehnte Frauenfigur als Allegorie der Hoffnung, zwischen Palm- und Lorbeerzweig, unten Blumengirlande mit Masqueron. Aussen ovale Perlrahmung.
Rs.: Handhabe aus gedrechseltem Holz, mit niedrigem Schaft und mehrfach profiliertem rundem Fuss, ohne Knauf. Ovale Siegelplatte aus Messing an eisernes Zwischenstück gelötet, welches mittels Dorn mit dem ovalem Absatz des Fusses verbunden ist. Mit zwei Messingnägeln befestigter schmaler Messingreif am unteren Teil des Fusses. Nachträglich angebrachte kleine Einkerbung im unteren Bereich des Fusses zur Ausrichtung des Petschafts beim Siegeln. Am oberen Ende des Schafts alte Inventarnummer «63» in schwarzer Tusche.


Die Gemeindekammer, eine kommunale Institution, wurde 1799 eingeführt und war für die Verwaltung des Gemeindebesitzes und der -finanzen der jeweiligen Ortsgemeinden (Bürgergemeinden) verantwortlich. Nach dem Ende der Helvetik 1803 blieben die Gemeindekammern weiterhin in dieser Funktion bestehend.

Mit dem Ende der Helvetischen Republik 1803 verschwand von den amtlichen Siegelstempeln das bis anhin allgegenwärtige Emblem von Wilhelm Tell mit Sohn. Anstelle dessen traten häufig individuell gestaltete Siegelplatten. Die klassizistische Darstellung der Frauenfigur als Allegorie der Hoffnung auf diesem Objekt deutet auf einen Entstehungszeitraum vor der Mitte des 19. Jhs. hin.
1803–1850
L. 7, B. 2.8, H. 3.4 cm
Messing, graviert; Eisen, gelötet; Ahorn, gedrechselt
Mc 108
Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 3, Der Bezirk Bischofszell (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 48), Basel 1962, S. 31, Nr. 6 und S. 29, Abb. 29.

Andreas Fankhauser, Gemeindekammer, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.08.2005. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/026445/2005-08-19/, aufgerufen am 01.02.2024.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Justiz, Allegorie