Petschaft: Ovaler Siegelstempel der Zucht- und Arbeitshauskommission des Kantons Thurgau, mit Handhabe

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Vs.: «CANTON THURGAU», spiegelverkehrt, im Feld dreizeiliger Schriftzug: «ZUCHT= / &. ARBEITSHAUS / COMMISSION», spiegelverkehrt, darunter Punkt zwischen zwei nach aussen gerichteten Keilen. Aussen ovale Blätterrahmung.
Rs.: Handhabe aus achteckigem Schaft, mit abgesetztem, polygonalem Fuss, welcher zu einer ovalen Bodenplatte ausläuft.
Die Gerichtsherrschaft bzw. Komturei Tobel gehörte bis 1798 dem Malteserorden deutscher Zunge. 1807 übernahm der Kanton Thurgau die Ländereien und Gebäude der Kommende und richtete 1811 im landwirtschaftlichen Gutsbetrieb eine Zucht- und Arbeitsanstalt für Männer und Frauen ein. Bis 1840 unterstand die Aufsicht über die Strafanstalt Tobel der regierungsrätlichen Zucht- und Arbeitshauskommission. Mit dem Wechsel vom Kommissional- zum Departementalsystem in der kantonalen Verwaltung übernahm fortan das Polizei- und Justizdepartement diese Funktion.
Die kantonale Einrichtung für den Strafvollzug war bis 1973 in Betrieb. 2006 gingen die leerstehenden Gebäude in den Besitz der Stiftung Komturei Tobel über.

Der vorliegende Siegelstempel lässt sich aufgrund eines Eintrags in der Staatsrechnung des Kantons Thurgau auf 1813 datieren. Darin wird ein Ausgabenposten von sechs Gulden für die Anschaffung eines Siegelstempels für die Zuchthauskommission verzeichnet.
1813
L. 5.2, B. 3.5, H. 2.7 cm
Eisen, gegossen, geschmiedet, graviert, punziert, poliert
Mc 27
Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben des Kleinen Raths des Cantons Thurgau für das Jahr 1813 (Staatsrechnung), Staatsarchiv Thurgau (StATG), 4'305'10, S. 163.

Verena Rothenbühler, Hinter Schloss und Riegel, Die Strafanstalt Tobel 1811–1973, in: Im Tobel der Busse, Komturei und Strafanstalt Tobel 1226–2014 (Thurgauer Beiträge zur Geschichte, Bd. 152), Frauenfeld 2015, S. 79–202, bes. S. 82–83.

Verena Rothenbühler, Tobel, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 24.10.2012, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/001969/2012-10-24/, aufgerufen am 04.01.2023.
Schlagwörter: Sphragistik, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Justiz