Petschaft: Ovaler Siegelstempel des Kantons Thurgau («kleines Kantons-Siegel»), mit Handhabe

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Vs.: «VERBÜNDETE SCHWEIZ», spiegelverkehrt, stehende Frauenfigur, die mit der einen Hand den mit Girlanden behängten Thurgauer Wappenschild hält und mit der anderen Hand denselben mit einem Lorbeerkranz bekränzt, darunter auf zwei Zeilen: «SIG . D . CANTONS / THURGAU» . Einfache, ovale Aussenrahmung.
Rs.: Handhabe aus achteckigem gedrungenem massivem Schaft, mit abgesetztem polygonalem Fuss, welcher zu einer ovalen Bodenplatte ausläuft. Handhabe zum Einspannen in die Siegelpresse.
Die Mediationsakte vom 19. Februar 1803 begründete den Kanton Thurgau. Nachdem das Wappen der Landvogtei Thurgau kurzzeitig als Kantonswappen in Gebrauch war, wurde dieses leicht verändert mit dem Beschluss vom 13. April 1803 zum gültigen Wappen erklärt. Anstelle der Farbe Rot im ehemaligen Landvogteiwappen traten nun die Farben Grün und Weiss. Der goldene Schrägbalken und die Kronen auf den Löwenköpfen verschwanden. Somit entstand das Thurgauer Wappen mit einem schräggeteilten Wappenschild mit je einem springenden Löwen in grünem und silbernem Feld. Die goldene Farbe der Löwen wurde erst 1931 definiert.

Die Farbe Grün stand als Symbol für die errungene Freiheit und wurde bewusst als Wappenfarbe in den neugegründeten Kantonen Thurgau, St. Gallen und Waadt gewählt.

Der Diessenhofer Petschaftstecher Balthasar Vorster (1749–1826) stellte im Zeitraum von 1803–1817 mehrere Siegelstempel für diverse kantonale Institutionen her. Diese Lieferungen sind in den jeweiligen Staatsrechnungen vermerkt. Das kleine Staatssiegel wurde unter dem Datum vom 24. Juni 1803 in der Staatsrechnung 1803/1804 vermerkt. Balthasar Vorster erhielt damals für seine Arbeit den Betrag von 33 Gulden. Dieses «kleine Kantons-Siegel» blieb bis 1849 im Gebrauch. Der ziemlich identisch gestaltete grössere Siegelstempel, das «grosse Kantons-Siegel», wurde hingegen bis 1869 benutzt.
Vorster, Balthasar (1749–1826), Graveur und Petschaftstecher in Diessenhofen
1803
L. 4.8, B. 4.2, H. 4.6 cm
Eisen, gegossen, geschmiedet, graviert, punziert, poliert
Mc 30
Erste Staatsrechnung für den Canton Thurgau vom 25. April 1803 bis 25. April 1804, Staatsarchiv Thurgau (StATG) 4'305'0.

Leonard Forrer, Biographical Dictionary of Medallists, Coin, Gem, and Seal-Engravers, Mint-Masters, & c., Ancient and Modern with references to their works, B.C. 500 – A.D. 1900, London 1902–1930, Bd. 6, S. 312–313 (Balthasar Vorster).

F. Schaltegger, Herkunft des Thurgauer Wappens (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 64–65), Frauenfeld 1928, S. 137–145.

Albert Knoepfli, Staats-Altertümer und ältere Karten des Thurgaus (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 87), Frauenfeld 1951, S. 83–112, bes. S. 86, Anm. 11.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Heraldik, Justiz