Petschaft: Ovaler Siegelstempel des Kantons Thurgau, mit Handhabe

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Vs.: «CANTON THURGAU .», spiegelverkehrt, ovaler, tingierter (schraffierter und punktierter) Thurgauer Wappenschild der ehemaligen Landvogtei Thurgau mit zwei springenden, bekrönten Löwen in rotem Feld, durch einen schmalen, goldenen Schrägbalken getrennt, in Rokoko-Kartusche, oben Blumengirlande, unten Palmzweig. Einfache, ovale Aussenrahmung.
Rs.: Eiserne Handhabe aus achteckigem, schmalem Schaft, mit abgesetztem, polygonalem Fuss, welcher zu einer ovalen Bodenplatte ausläuft, auf mittlerer Höhe des Schafts umlaufendes, graviertes Doppelband. Ringelförmige Punzierung auf der Oberseite der Bodenplatte zur Ausrichtung des Petschafts beim Siegeln.
Die Mediationsakte vom 19. Februar 1803 begründete den Kanton Thurgau. Nachdem das Wappen der Landvogtei Thurgau kurzzeitig als Kantonswappen in Gebrauch war, wurde dieses leicht abgewandelt mit dem Beschluss vom 13. April 1803 zum gültigen Wappen erklärt. Anstelle der Farbe Rot im ehemaligen Landvogteiwappen traten nun die Farben Grün und Weiss. Der goldene Schrägbalken und die Kronen auf den Löwenköpfen verschwanden. Somit entstand das Thurgauer Wappen mit einem schräggeteilten Wappenschild mit je einem springenden Löwen in grünem und silbernem Feld. Die goldene Farbe der Löwen wurde erst 1931 definiert.

Die Farbe Grün stand als Symbol für die errungene Freiheit und wurde bewusst als Wappenfarbe in den neu gegründeten Kantonen Thurgau, St. Gallen und Waadt gewählt.

In der Heraldik bezeichnet der Terminus Tingierung das Verfahren mittels Schraffuren oder Punktierungen die Wappenfarben bei farblosen Wappendarstellungen anzuzeigen. Die heute gültigen Regeln setzten sich jedoch erst im Laufe des 17. Jhs. durch, sodass zum Teil bei tingierten Wappendarstellungen aus dieser Zeit noch Abweichungen von den heutigen Regeln vorkommen können.
1803
L. 4.3, B. 3.9, H. 4.4 cm
Eisen, gegossen, geschmiedet, graviert, punziert, poliert
T 9669
F. Schaltegger, Herkunft des Thurgauer Wappens (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 64–65), Frauenfeld 1928, S. 137–145.

Albert Knoepfli, Staats-Altertümer und ältere Karten des Thurgaus (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 87), Frauenfeld 1951, S. 83–112, bes. S. 87 und Abb. 3.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Heraldik, Justiz