Petschaft: Ovaler Siegelstempel des Zisterzienserinnenklosters Kalchrain mit der Darstellung der Muttergottes mit Kind und Lilien, mit Handhabe

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Vs.: «(Rosette) SIGILLVM . MONASTAERI . ZV . MARIA . ZELL - (Rosette)», spiegelverkehrt, AE ligiert, sitzende Muttergottes mit Christuskind und Lilie, zu ihren Füssen mehrfach gewundene Schlange, in ovaler Einfassung mit Voluten. Aussen ovale Linienrahmung.
Rs.: Eiserne Handhabe aus achteckigem, schlankem Schaft mit abgesetztem, polygonal auslaufendem ovalem Fuss. Siegelplatte aus Messing an Fuss gelötet. Mehrere undeutliche Punzierungen und nachträglich angebrachte Einkerbungen zur Ausrichtung des Petschafts beim Siegeln am Schaft.
Das Kloster Mariazell am Kalchrain («Unserer Lieben Frauen Zelle zu Kalchrain») wurde gemäss der Klostertradition 1230 durch die Herren von Hohenklingen gegründet. Erstmals urkundlich fassbar wird die Klostergemeinschaft im frühen 14. Jh. Heute geht man davon aus, dass die Gründung des Klosters zwischen 1324 und 1331 erfolgte.

Bereits der Name Mariazell (= Zelle, Haus Mariens) lässt auf die Weihung des Zisterzienserinnenklosters Kalchrain an die Muttergottes schliessen (Namenspatrozinium). Zeitgleich geniesst die Muttergottes als Schutzpatronin des Zisterzienserordens einen hohen Stellenwert innerhalb der Ordensgemeinschaft. Folgerichtig übernahmen die Zisterzienserschwestern im Kalchrain die Darstellung der thronenden Muttergottes als ihr Klosterwappen. Als zentrales Motiv der Siegelplatte tritt sie uns bei diesem Objekt entgegen.
Ende 17. Jh./18. Jh.
L. 7.1, B. 2.2, H. 2.5 cm
Messing, graviert, punziert; Eisen, gegossen, geschmiedet, gelötet
Mc 111
Conrad Kuhn, Geschichte der thurgauischen Klöster, Die thurgauischen Frauenklöster (Thurgovia Sacra, Bd. 3), Frauenfeld 1883, S. 45–76.

H. G. Ströhle, Wappen des Zisterzienserinnenstiftes Mariastern im Voralberg, in: Schweizerisches Archiv für Heraldik, Bd. 37, 1923, S. 112–115.

Maria Marcella Kugler, Kalchrain, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.06.2012. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/012155/2012-06-12/, aufgerufen am 22.06.2022.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Kloster, Kommunikation, Justiz, Botanik, Religion