Petschaft: Ovaler Siegelstempel, vermutlich von Johann Heinrich Fischer von Merenschwand und Lenzburg (AG), mit Handhabe

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Vs.: «JHF», spiegelverkehrt, JH ligiert, in Kursivschrift. Aussen breiter ovaler Rand mit Diamantmuster.
Rs.: Gedrechselte hölzerne Handhabe mit pilzförmigem Griff und nach unten konisch zulaufendem Schaft mit Zahnfries. Abgesetzter runder und mit Querrillen profilierter Fuss, an welchem die ovale Siegelplatte aus Messing mit einer Muffe ebenfalls aus Messing und einem Metalldorn befestigt ist.
Johann Heinrich Fischer (1790–1861?), seit 1810 Schwanenwirt in Merenschwand, war der Anführer des Freiämtersturms, der 1830 zum liberalen Umsturz im Kanton Aargau führte. Als Präsident des Verfassungsrats beteiligte er sich an der Ausarbeitung der neuen liberalen Verfassung, welche 1831 verabschiedet wurde. Seine Tochter Josefine heiratete 1861 den Frauenfelder Anwalt und späteren Oberrichter Karl Martin Rogg. 1861 verschwand Johann Heinrich Fischer spurlos, nachdem er sich mit vielen Weggefährten und Familienmitgliedern aufgrund seiner politischen Gesinnung überworfen hatte.
Josefine Fischer (1827–1898) lernte ihren Ehemann Karl Martin Rogg im Kloster St. Katharinental beim Besuch ihrer Schwester Johanna kennen, die Mitglied des Dominikanerinnenkonvents war. Der Siegelstempel blieb bis zur Übergabe ans Museum bei den Nachkommen der Familie Rogg.

Eine fast identisch gestaltete hölzerne Handhabe des Petschafts mit dem auffälligen Zahnfries findet sich bei einem weiteren Siegelstempel aus der Sammlung des Museums (Mc 181), welcher der Familie Egli von Frauenfeld zugeschrieben wird.
um 1820/1830
L. 6.7, B. 2.5, H. 2 cm
Messing, graviert; Buchsbaumholz, gedrechselt
T 8903
Anton Wohler, Fischer, Johann Heinrich, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.01.2005. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/020343/2005-01-19/, aufgerufen am 14.06.2023.

Angelus Hux, Das Haus «Zum Stadtschryber» und die Familie Rogg von Frauenfeld, Festschrift 90 Jahre Raiffeisenbank Frauenfeld 1922–2012, Frauenfeld 2012, bes. S. 49–53.
Schlagwörter: Sphragistik, Hauswirtschaft, Persönliche Schreiben, Kommunikation, Justiz