Petschaft: Runder Siegelstempel der Stadt Bischofszell (kleines Secretsiegel), mit Handhabe

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Vs.: «SECRET. CIVITAT. EPISCOPI CELLENSIS» spiegelverkehrt, in ovalem, tingiertem (Wappenfeld mit vertikaler Schraffur) Schild das Wappen von Bischofszell mit ausgestreckter, aus Wolke kommender Hand, einen Bischofsstab umfassend, Rahmung aus Rocaillekartusche, oben Blumengirlande.
Rs.: Handhabe aus achteckigem, schlankem Schaft mit polygonalem Fuss auf runder Bodenplatte, seitlich am Schaft nachträglich eingeschnittenes X als Hilfsmittel zur korrekten Ausrichtung des Petschafts beim Siegeln.
Als Secretsiegel wurden im Mittelalter kleine Siegelstempel bezeichnet, welche zur Authentifizierung der grossen Siegel an Privilegien (Urkundengattung, welche ein von einem Regenten gewährtes Vorrecht an eine Person, Personengruppe oder Institution beinhaltet) zusätzlich benutzt wurden. In der Regel wurde auf der Rückseite des grossen Siegels mit dem kleinerem Secretsiegel ein zusätzliches Siegel angebracht. Ab der Neuzeit bezeichnet der Terminus Secretsiegel die im Verwaltungsalltag üblichen Siegelstempel, im Gegensatz zu den Grosssiegeln, welche nur an ausserordentlichen Pergamenturkunden wie Privilegien angebracht wurden.

In der Heraldik bezeichnet der Terminus Tingierung das Verfahren mittels Schraffuren oder Punktierungen die Wappenfarben bei farblosen Wappendarstellungen anzuzeigen. Die heute gültigen Regeln setzten sich jedoch erst im Laufe des 17. Jhs. durch, sodass zum Teil bei tingierten Wappendarstellungen aus dieser Zeit noch Abweichungen von den heutigen Regeln vorkommen können.
Sennhauser, Johann (1711?–1782), Petschaftstecher
1744
L. 6.4, D. 2.8 cm
Messing, graviert, punziert; Eisen, gegossen, geschmiedet, gelötet
Mc 118
Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 3, Der Bezirk Bischofszell (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 48), Basel 1962, S. 30, Nr. II/4 und S. 27, Abb. 24.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Herrschaft, Kommunikation, Justiz, Heraldik