Petschaft: Runder Siegelstempel des Regierungsrats des Kantons Thurgau, mit Handhabe

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Vs.: «+ REGIERUNGSRATH DES CANTONS THURGAU», spiegelverkehrt, Thurgauer Wappenschild mit Tingierung (unteres Wappenfeld schräg schraffiert) auf Schweizer Kreuz, in tingiertem (senkrechte Schraffuren) Feld, eingefasst in Kranz aus gotischen Spitzbögen mit Masswerk sowie Dreiblättern in den Zwickeln und Kreislinie. Aussenrahmung als einfache Kreislinie ausgeführt. Im unteren Arm des Schweizer Kreuzes ein kleines A als Signatur des Petschaftstechers.
Rs. Griff aus gedrechseltem Holz, mit kurzem balustriertem Schaft und flachem pilzförmigem Kopf. Massive Stempelplatte aus poliertem Eisen mittels eines Dorns mit dem Schaft verbunden.
Am Rand der Stempelplatte ein kleines gepunztes Schweizerkreuz sowie gegenüberliegend ein gepunzter sechsstrahliger Stern. Diese Punzierungen dienten als Ausrichtungshilfen beim Stempeln.
Mit der Entstehung des Kantons Thurgau 1803 wurde der Kleine Rat als oberste Exekutivbehörde des Kantons eingesetzt. Die anfängliche Zahl von neun Mitgliedern wurde mit der Regenerationsverfassung von 1831 auf sechs reduziert, um in der Zeitspanne von 1849 bis 1869 sieben Mitglieder zu zählen. Mit der Kantonsverfassung von 1849 wechselte die Benennung des Gremiums von Kleiner Rat definitiv zu Regierungsrat.

Der Stempel wurde bis 1869 verwendet. Ein entsprechendes Siegel findet sich z.B. auf der Denominations-Acte von Dominik Rogg als Verwalter des Klosters St. Katharinental vom 23. März 1853.
Das A im unteren Arm des Schweizer Kreuz steht vermutlich für den Winterthurer Medailleur und Petschaftstecher Jakob Friedrich Aberli (1800–1872).

In der Heraldik bezeichnet der Terminus Tingierung das Verfahren mittels Schraffuren oder Punktierungen die Wappenfarben bei farblosen Wappendarstellungen anzuzeigen. Die heute gültigen Regeln setzten sich jedoch erst im Laufe des 17. Jhs. durch, sodass zum Teil bei tingierten Wappendarstellungen aus dieser Zeit noch Abweichungen von den heutigen Regeln vorkommen können.
Aberli, Jakob Friedrich, vermutlich (1800–1872), Medailleur und Petschaftstecher, Winterthur
1850
L. 5.8, D. 4.5 cm
Eisen, gegossen, graviert, punziert, poliert; Buchsbaumholz, gedrechselt
Mc 13
Leonard Forrer, Biographical Dictionary of Medallists, Coin, Gem, and Seal-Engravers, Mint-Masters, & c., Ancient and Modern with references to their works, B.C. 500 – A.D. 1900, London 1902–1930, Bd. 1, S. 11–12 (Jakob Friedrich Aberli).

Albert Knoepfli, Staats-Altertümer und ältere Karten des Thurgaus (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 87), Frauenfeld 1951, S. 83–112, bes. S. 86–87.

Benedikt Zäch, Zwei Winterthurer Medailleure: Johann (1774–1851) und Friedrich Aberli (1800–1872), in: Schweizer Münzblätter, Band 46, 1996, S. 124–136.

Angelus Hux, Das Haus «Zum Stadtschryber» und die Familie Rogg von Frauenfeld, Festschrift 90 Jahre Raiffeisenbank Frauenfeld 1922–2012, Frauenfeld 2012.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Justiz, Heraldik, Tier