Petschaft: Siegelstempel der kantonalen Verwaltung Thurgau, Kommission für Innere Angelegenheiten, mit Handhabe

zurück

Handhabe und Siegelplatte aus einem Stück gefertigt.
Vs.: «CANTON THURGAU», spiegelverkehrt, mehrzeiliger Schriftzug in mit Girlanden behängter Schrifttafel: «COMMISSION / DER INNEREN / ANGELEGENHEITEN», spiegelverkehrt, aussen achteckige Rahmung.
Rs.: Handhabe aus achteckigem, hohem Schaft, der in einen leicht abgesetzten, auslaufenden achteckigen Fuss übergeht
Mit der Gründung des Kantons Thurgau 1803 übernahm der neunköpfige Kleine Rat die Regierungsgeschäfte, der von ständig eingerichteten Kommissionen unterstützt wurde. Die Kommission für Innere Angelegenheiten war für die Kirchen und Schulfragen, das Sanitätswesen, die Lebensmittelpolizei, die Behördenaufsicht, die Truppenverpflegung, das Gewerbe und die Landwirtschaft zuständig. Zugleich überwachte sie die Vollziehung der Verfassung in Bezug auf die Bürgerrechte. Mit dem Geschäftsreglement des Kleinen Rats vom 9. Juni 1840 trat anstelle des bisherigen Kommissionalsystems das Departementalsystem.
Das 1803 eingeführte Kommissionalsystem in der kantonalen Verwaltung wurde 1840 durch das Departementalsystem ersetzt. Die «Commission der inneren Angelegenheiten» entspricht dem heutigen Departement für Inneres und Volkswirtschaft (DIV).

Der vorliegende Siegelstempel lässt sich aufgrund des entsprechenden Eintrags in der Staatsrechnung des Kantons Thurgau der Jahre 1805/1806 genau datieren. Unter dem Datum vom 23. November 1805 erscheint ein Ausgabenposten für zwei Siegelstempel von 37 Gulden 15 Kreuzer an den Graveur Balthasar Vorster von Diessenhofen, welcher sowohl ein «Sigill» (Siegelstempel) zum Gebrauch der Kommission des Innern (= Kommission der Inneren Angelegenheiten) als auch für die Gesandtschaft geschnitten hatte.
Vorster, Balthasar (1749–1826), Graveur und Petschaftstecher in Diessenhofen
1805
L. 4.1, H. 3.8, B. 3.1 cm
Eisen, gegossen, geschmiedet, graviert, punziert
Mc 134
Tagblatt der Beschlüsse, Dekrete und Verordnungen u. welche zufolge der Mediations Akte von der Regierungs=Commission und von dem Grossen und dem Kleinen Rath des Kantons Thurgau ausgegangen. Erster Theil, Frauenfeld 1803, S. 107. Staatsarchiv Thurgau (StATG), 4'305'2.

Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben der Regierung des Cantons Thurgau vom 1. April 1805 bis dem 1. April 1806 (Staatsrechnung).

Leonard Forrer, Biographical Dictionary of Medallists, Coin, Gem, and Seal-Engravers, Mint-Masters, & c., Ancient and Modern with references to their works, B.C. 500 – A.D. 1900, London 1902–1930, Bd. 6, S. 312–313 (Balthasar Vorster).


Bruno Meyer, Geschichte des thurgauischen Staatsarchives, in: Festgabe für Regierungsrat Anton Schmid zu seinem 25. Amtsjahre als Mitglied der thurgauischen Kantonsregierung, Frauenfeld 1942, S. 119–187, S. 14, Anm. 90 und S. 152–153, Anm. 124.

André Salathé, Albin Hasenfratz, Hansjörg Brem, Hannes Steiner, Erich Trösch, Verena Rothenbühler, Thurgau, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 22.05.2017. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/007393/2017-05-22/, aufgerufen am 22.06.2022.
Schlagwörter: Staatliche Institutionen, Kommunikation, Justiz, Kunsthandwerk