Repetierkarabiner der Schweizer Armee, Gewehr mit Gradzugverschluss nach dem System Schmidt-Rubin, Modell 1911, mit nummergleichem Dolchbajonett Modell 1918, aus dem Arsenal des Kantonalen Zeughauses Frauenfeld

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Runder brünierter Lauf mit vier Zügen, Verschluss mit Drehhülse und vorne liegenden Verriegelungswarzen, Riegelschieber mit rotbraunem Riegelgriff aus Canevasit, Leitkurvenvisier für Stellung von 300 bis 1500 m, in Kornträger mit Schutzbacken schräg zum Lauf eingeschobenes Rechteckkorn, Oberband mit Klemmschraube rechts und Stift links sowie Bajonetthaft unten, Pyramidenstift (für die Formierung einer Gewehrpyramide während der Pause), Unterband mit Klemmschraube rechts, Federhalterung unten und Riemenhalterung links, runder angeschraubter Bügel, angeschraubtes Bügelblatt.
Vollschäftung, beidseitige Griffmulden am Vorderschaft (Schaftnuten), Kolben mit Pistolengriff, linke Kolbenseite mit Vertiefung und angeschraubtem Steg für Befestigung der Riemenschnalle, leicht geschweifter Kolbenabschluss mit angeschraubter Kolbenkappe. Verstellbarerer Lederriemen mit schwarz lackiertem Knopf und angenähter Lederöse zur Führung des Riemens. Laufdeckel mit Kornschutz und Hülle aus Messing. Abnehmbares zweireihiges Kastenmagazin für sechs Patronen.

Schläge: Waffennummer «203084» je auf Verschluss, Verschlusshülse und Magazin Schweizerkreuz (Einschiessstempel) je auf Ober- und Unterband, Bügel, Magazin, Griff vom Riegelschieber, Ring vom Schlagbolzen, je zwei Mal auf Verschluss und Verschlusshülse, auf Letzterer Beschussstempel in Form von ligiertem gegenläufigem «BP» sowie gepunzte «M» unter Schweizerkreuz (eidgenössische Kontrollpunze ab 1871). Auf Unterseite des Visierblatts «137», «CN» neben Schweizerkreuz sowie «S» in Kreis, Kornträger mit «84» (abgekürzte Waffennummer). Auf Kolben Stempel der eidgenössischen Waffenkontrolle in Form von Schweizerkreuz in Schild.

Munition: GP 11
Kaliber: 7.5 mm

Bajonett mit zweischneidiger Klinge und rhombischem Klingenquerschnitt, naturbraunen Holzplatten und vierkantiger Parierstange mit Loch. Klinge signiert mit «ELSENER SCHWYZ». Scheide aus geschwärztem Stahlblech mit Tragöse mit Lederband. Runder Ortsknopf.
Schläge: Waffennummer auf Papierstange: «203084». Schweizerkreuz je auf Ortsknopf und Parierstange.
Ab 1889 wurde die Schweizer Armee mit Karabinern nach dem System Schmidt-Rubin ausgerüstet. Eduard Rubin (1846–1920), Maschineningenieur, Oberst und Direktor der Eidgenössischen Munitionsfabrik Thun, entwickelte in Zusammenarbeit mit Rudolf Schmidt (1832–1898), Oberst und Direktor der Eidgenössischen Waffenfabrik Bern, einen Gewehrtypus mit Gradzugsystem für Vollmantelgeschosse, wobei Schmidt für den Verschluss und Rubin für die Patrone verantwortlich zeichnete. Vom Modell 1900 wurden 18 750 und vom Modell 1905 7900 Stück produziert. Die meisten dieser Gewehre bauten die Waffenschmiede bis 1920 zum Modell 1911 um. In Gebrauch waren die Waffen bei der Positionsartillerie, der Festungstruppe, der Telegraphenkompagnie, der Ballontruppe und den Radfahrern.
Der vorliegende Karabiner kam gemäss seiner Waffennummer 1932 zur Ausrüstung der Truppe. Es handelt sich demnach um eine späte Produktion dieses Modells, denn im Frühjahr 1933 wurde diese eingestellt. Beim Landsturm waren die Karabiner allerdings noch bis Anfang der 1960er-Jahre in Gebrauch. 1959 erfolgte der Verkauf einer stattlichen Anzahl dieser Waffen nach Deutschland und Amerika. Auch ausscheidende Wehrmänner bekamen bis 1965 ein solches Exemplar zugeteilt und nach 1967 boten Zeughäuser das Modell für CHF 5.– zum Verkauf an.

Mit der bundesweiten Betriebszusammenlegung der kantonalen und eidgenössischen Zeughäuser vom 01.01.2003 (Armeereform XXI) ging die Tradition, ausgemusterte Waffen und Ausrüstungsgegenstände im Zeughaus aufzubewahren, zu Ende.
Im Kanton Thurgau kamen ca. 5000 Zeughaus-Objekte zusammen, die eine Sammlung von kantonaler Bedeutung bilden. Die ältesten Stücke gehen ins 18. Jhs. zurück, die Mehrheit der dort gesammelten Militaria stammt aus der Zeit von 1850 bis in die Gegenwart. Dazu gehören Waffen, Uniformen und Gegenstände der persönlichen Ausrüstung, Geschütze sowie Zeugen des Kadettenwesens.
Elsener, Karl (*1884), Messerschmiedewerkstatt in Ibach-Schwyz, ab 1921 Firma Victorinox
1932
L. 111.3 cm, Lauf L. 59.2 cm; Bajonett L. 45 cm, Klinge L. 30.1 cm
Stahl, brüniert; Eisen; Messing; Nussbaumholz; Leder
T 40502
Kurt Sallaz, Michael am Rhyn, Handfeuerwaffen Gradzug-Systeme (Bewaffnung und Ausrüstung der Schweizer Armee seit 1817, Bd. 4), Dietikon-Zürich 1978, S. 42–43, 58, 156–158, 165.

Werner A. Bürli, Flugzeugbewaffnung, Die Schusswaffen der Schweizerischen Militärflugzeuge (Bewaffnung und Ausrüstung der Schweizer Armee seit 1817, Bd. 1), Dietikon-Zürich 1994, S. 11–13.

Ernst Grenacher, Schweizer Militärgewehre Hinterladung 1860–1990, 2015, S. 431–453, 500–505.

https://www.victorinox.com/ch/de/Geschichte/cms/history, aufgerufen am 24.07.2023.
Schlagwörter: Militaria, Waffen, Gewerbe