Rosenkranz aus fünf Gesätzen mit Kruzifix und Einhänger (kleine Medaille) mit den Darstellungen von Jesus mit exkorporiertem Heiligsten Herzen und Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe, aus dem Nachlass der Schriftstellerin Alja Rachmanowa

zurück

Gekettelte Gesätze, aus je einer abgesetzten doppelkonischen Paternosterperle aus gedrechseltem Fruchtbaumholz sowie aus zehn identischen Aveperlen. Den Übergang vom Kranz mit den fünf Gesätzen zum Kruzifix bildet ein eingesetzter medaillenförmiger Einhänger, der mittels dreier Ösen mit Kranz und Abschlusskette verbunden ist. Die Vorderseite des Einhängers zeigt das Herz Jesu (nimbiertes Brustbild Christi von vorne, die Rechte zum Segen erhoben, mit der Linken auf das Herz Jesu zeigend), während die Rückseite Unsere Liebe Frau der Immerwährenden Hilfe darstellt, eine Halbfigur der bekrönten und nimbierten Muttergottes im Dreiviertelprofil nach rechts, auf dem linken Arm das ebenfalls bekrönte und nimbierte Christuskind, dessen linke Hand von der Rechten Mariens umfasst wird, flankiert von den Erzengeln Gabriel und Michael mit den Leidenswerkzeugen. Daran angehängte Kette mit zwei abgesetzten doppelkonischen Paternosterperlen aus gedrechseltem Fruchtbaumholz mit drei identisch gearbeiteten Tugendperlen dazwischen.
Den Abschluss bildet ein mit einer Öse versehenes, aus vernickeltem Metall gefasstes Reliquienkreuz der Dominikaner mit eingelegtem Palisanderholz und aufgelegtem vollplastischem Silberkorpus (Körper Christi mit Dornenkrone, Lendenschurz und Schrifttafel).
Rs.: gravierte Inschrift: «Roma», in Kursivschrift.
Der Begriff Rosenkranz bezeichnet sowohl die Gebetsschnur als auch das traditionelle Gebet, bei dem es sich um ein Reihengebet handelt, bei dessen Praktizierung die Rosenkranzkette der gläubigen Person in ihrer persönlichen Andacht als Mittel zur Versenkung dient. An einer Schnur aufgereiht sind fünf dicke und dazwischen je zehn kleinere Perlen, die dazu dienen die Gebetsreihe korrekt abzuzählen, wobei die dicken Perlen jeweils für ein Vaterunser, die kleineren für ein Ave Maria stehen. Abgeschlossen werden diese fünf Gesätze (Einheit einer dicken und zehn kleinerer Perlen) beim Beten je mit einer Betrachtung (Geheimnis) zum Leben, Sterben und zur Auferstehung Christi sowie einem Ehre sei dem Vater. Jedes Rosenkranzgebet wird mit einem Vaterunser, drei Ave Maria zur Erweckung der Tugenden und dem Glaubensbekenntnis eingeleitet. Entsprechend finden sich unten am Rosenkranz angehängt jeweils eine Paternosterperle und drei Aveperlen sowie das Credokreuz. In der Regel besteht ein Rosenkranz aus 59 Gebetsperlen sowie dem Credokreuz.
Die Rosenkranzgebete, eingeteilt in die Freudenreichen, Schmerzhaften und Glorreichen, schliessen fünf Geheimnisse mit je einem Merksatz und kurzem Betrachtungstext ein. Alle drei Rosenkranzgebete zusammen ergeben einen Psalter, der aus 15 Geheimnissen, 15 Vaterunser und 150 Avemaria besteht.

Die katholische Kirche verehrt seit dem frühen Mittelalter das Heiligste Herz Jesu als Symbol der Liebe, das Motiv auf der Vorderseite des Einhängers. Der Ursprung des Kults geht auf die Worte von Apostel Johannes 19, 33–34 zurück, wonach das durchbohrte Herz die Quelle der Sakramente darstellen würde. In der 2. Hälfte des 19. Jhs. und im 20. Jh. wurde diese Frömmigkeit mittels päpstlicher Rundschreiben verstärkt. Zuletzt bezog sich Papst Benedikt XVI. (2005–2013) in seiner «Enzyklika Deus Caritas est» 2005 auf das durchbohrte Herz Jesu und rief zu einer Erneuerung der Herz-Jesu-Frömmigkeit im Herz-Jesu-Monat Juni auf.
Am ersten Freitag im Monat wird das Herz Jesu gefeiert.
In Österreich und im Südtirol wird der Herz-Jesu-Sonntag am zweiten Sonntag nach dem Fronleichnamsfest mit Prozessionen zelebriert. Unter anderem im Raum Bozen werden Herz-Jesu-Feuer entzündet.

Die Rückseite des Einhängers bezieht sich mit der Darstellung Unserer Lieben Frau von der Immerwährenden Hilfe auf Rom, wo sich die Ikone aus dem 14. Jh. seit 1867 in der Obhut des Redemptoristenordens in der Kirche Sant'Alfonso befindet. Dank der regen Missionstätigkeit der Redemptoristen entwickelte sich die Mariendarstellung «Unserer Lieben Frau der Immerwährenden Hilfe» zu einem beliebten Gnadenbild.

Die Schriftstellerin Alja Rachmanowa lebte von 1949 bis zu ihrem Tod 1991 im Thurgauischen Ettenhausen. Mittels Legat vermachte sie dem Kanton Thurgau ihren gesamten Nachlass, der sich im Staatsarchiv, in der Kantonsbibliothek und im Historischen Museum Thurgau befindet.
Die als Galina Djuragin 1898 im russischen Kasli im südöstlichen Ural geborene Dichterin thematisiert in ihren Schriften u.a. die russischen Revolutionswirren. Seit 1921 mit dem österreichischen Sprachwissenschaftler und Aristokrat Arnulf von Hoyer verheiratet, emigrierte Rachmanowa mit Mann und Sohn 1926 nach Österreich und lebte bis 1945 in Salzburg. Um 1931 konvertierte sie vom russisch-orthodoxen zum katholischen Glauben. In ihrem Nachlass befinden sich zahlreiche Gegenstände mit religiösen Bezügen.
1. Hälfte 20. Jh.
L. 44 cm, Kreuz L. 6, B. 3 cm
Fruchtbaumholz (Zwetschge?), gedrechselt (Perlen); Palisander, geschnitten (Kruzifix); Metall, gegossen, vernickelt (Kreuzeinfassung); Silber, gegossen (Korpus); Metall, gegossen (Einhänger); gekettelt
T 34523
Marianne Luginbühl, Russische Literatur im Thurgau, Alja Rachmanowa, in: bodenständig und grenzenlos, 200 Jahre Thurgauer Frauengeschichte(n), Frauenfeld, 1998, S. 153–155.

Edelsteine, Himmelsschnüre, Rosenkränze & Gebetsketten, Katalog zur Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg (Katalog des Bestandes der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung im Dommuseum zu Salzburg, Bd. 1), St. Margarethen 2010, S. 300 Nr. 2.525.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Religion katholisch, Brauchtum