Schrift (Faltblatt) mit Gebeten: Schutzengelbrief Nr. 35, Anweisungen und Vorschriften für Eltern und Paten zur Vorbereitung der Kinder auf die Firmung

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Aus einer Sammlung mit devotionalen und religiösen Schriften im Pfarrhaus Mammern.

Hochformatiges Faltblatt aus vier beschrifteten Seiten mit Ratschlägen und Anweisungen zur Vorbereitung für die Firmung der Kinder. Strenge Vorschriften zum Beten, zur Ernährung, zu guten Taten und zur Entsagung weltlichen Vergnügens. Anweisung an die Eltern, welche charakterlichen Eigenschaften die Paten haben sollen und dass man den Firmlingen nichts schenken soll. Abraten vom Wirtshausbesuch am Firmungstag.

Vorderseite mit Überschrift:
«Schutzengelbrief.», «Nr. 35», «Mit bischöflicher Approbation.», «Für die Eltern und Paten der Firmlinge.», «Von einem geistlichen Kinderfreunde.»
Violetter Stempel: «Burkhard Kretz kath. Pfarrer».

Rückseite mit Angaben zum Herstellern: «Druck u. Verlag d. Buchhandlung L. Auer Donauwörth. Agentur in New York bei Joseph Schäfer, 60, Barcley Street 60.»


Das Wort Firmung wird vom lateinischen Begriff «firmare» (bestärken) abgeleitet und bedeutet, dass der Firmling durch den Heiligen Geist in seinem Glauben gefestigt werden soll. Die Firmung, welche die Taufe vollendet, ist ein einmaliges Sakrament der katholischen Kirche, die von Jugendlichen im Alter von meist 16 Jahren in einer feierlichen Messe vorgenommen wird, wobei der Bischof oder ein Priester den Firmlingen die Stirn mit dem heiligen Öl (sogenanntes Chrisam aus Olivenöl und Balsamharz) salbt und dabei spricht: «Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.» Dieser Ritus stützt sich auf die Apostelgeschichte 8, 17, wonach die Getauften mittels Händeauflegen der Apostel vom Heiligen Geist erfüllt würden. Begleitet werden die Firmlinge von ihren Paten und Patinnen.

Burkhard Kretz (1854–1906) war Geistlicher im Aargau. Zuerst Pfarrer in Schwaderloch und später Kaplan in Mellingen (1904–1906). Daneben war er Präsident der ornithologischen Gesellschaft Würenlos (AG) und veröffentlichte 1897 unter dem Namen Burkhard von der Limmat das Buch «Nach Amerika: Reise Erinnerungen». Seine Grabtafel war bis 1981 in der Antoniuskapelle in Mellingen und wurde dann durch eine Metalltafel ersetzt.

Der Volksschullehrer Ludwig Auer (1839–1914) setzte sich für eine katholische Volkspädagogik ein. Deshalb gründete er den «Katholischen Erziehungsverein in Bayern» sowie das «Cassianeum» in Neuburg a. d. Donau, das nach dem hl. Kassian, dem Schutzpatron der Lehrer, genannt wurde. 1875 siedelte diese Bildungseinrichtung ins ehemalige Benediktinerkloster Heilig Kreuz in Donauwörth über. 1910 wurde sie in die «Pädagogische Stiftung Cassianeum zur Förderung der Pädagogik im Geist der Katholischen Kirche» überführt. Das Hauptanliegen von Auer bestand darin, die katholische Familie und insbesondere die Elternrechte zu pflegen und vor dem Zugriff des Staates zu schützen, wobei er seine Ansichten und Ziele in diversen Publikationen, vorwiegend an Kinder und Jugendliche gerichtet, darlegte. So brachte er ab 1875 das Ratgeberblatt «Schutzengel» heraus, eine erfolgreiche Kinderzeitschrift, die bis 1973 erschien, ab 1927 unter den Titeln «Freund der Kinder» und  «Freund der Jugend».
Auer, Ludwig, Cassianeum, Buchhandlung und Verlag in Donauwörth (DEU), gegründet 1875
um 1890
H. 12.7, B. 8.6 cm
Druck mit Bleisatz auf Papier
T 30368
Heinrich Kautz, Auer, Ludwig, in: Neue Deutsche Biographie 1,1953, S. 431. https://www.deutsche-biographie.de/pnd11891216X.html#ndbcontent, aufgerufen am 29.08.2923.

Werner Kramer, Konfirmation und Firmung, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 28.10.2008. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/027285/2008-10-28/, aufgerufen am 06.03.2023.

Rundschau (Schweizer Hotel-Revue, Bd. 3), 1894. https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=htr-001%3A1894%3A3%3A%3A371, aufgerufen am 06.03.2023.

Rundschau (Schweizer Hotel-Revue, Bd. 4), 1895. https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=htr-001%3A1895%3A4%3A%3A286, aufgerufen am 06.03.2023.

Richard Kohler, Schwaderloch, Dorf-Chronik, geschrieben in den Jahren 1920 bis 1926, Original übertragen 2011. https://www.schwaderloch.ch/cms/images/stories/gemeinde/Schwaderlocher_DORF-CHRONIK_von_Richard_Kohler_Lehrer.pdf, aufgerufen 06.03.2023.
Schlagwörter: Schriften, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Anlässe, Bildungswesen