Schrift: Gebet zur Schulterwunde von Jesus Christus

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 Vorderseite

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

«Der heilige Bernardus fragte einst Christum den Herrn, welches denn sein grösstes unbekanntes Leiden gewesen sei? Der Herr antwortete ihm: ‹Ich hatte eine Wunde, drei Finger tief auf meiner Achsel, die mein schweres Kreuz mir verursachte; diese Wunde war mir viel peinlicher als alle andern. Dieser Wunde wird aber von den Menschen wenig gedacht, weil sie beinahe unbekannt ist; deswegen erweise derselben eine Ehre u. was Du in Kraft dieser Wunde begehren wirst, das will ich dir geben. Und alle diejenigen, die diese Wunde verehren werden, sollen Gnade und Barmherzigkeit von mir erlangen,› (Acta Claravallensia).»

Rückseite mit Gebet:
«O allerliebster Herr Jesu Christe, Du sanftmütiges Lämmlein Gottes! Ich armer uns sündiger Mensch grüsse und ehre die allerheiligste Wunde, die du auf deiner Achsel empfandest, als du dein schweres Kreuz getragen hast, und durch welche du besonders grossen Schmerz und grosse Pein, mehr als durch alle anderen an deinem gebenedeiten Leib gelitten hast. Ich bete dich an, ich sage dir Lob, Ehre und Preis aus innigstem Herzen und danke dir für die tiefste und peinlichste Wunde deiner Achsel, demütig bittend, du wollest dich um der grossen Schmerzen willen, die du an dieser Wunde erlitten, und wegen des schweren Kreuzes, das du auf dieser Wunde erduldet hast, über mich armen Sünder erbarmen, mir meine Sünden verzeihen und auf deinem Kreuzwege und in deinen blutigen Fussstapfen zur ewigen Seligkeit gelangen lassen. Amen.»


Ab dem 17. Jh. war die Darstellung und Verehrung der Schulterwunde d. h. der Heiligen Achseln von Jesus Christus ein beliebtes Motiv auf Kleinen Andachtsbildern sowie auf Gebetsformulierungen. Diese Verletzung gehört zu den 15 sogenannten geheimen Leiden von Jesu. Ihren Ursprung haben sie in der Leidensschau mittelalterlicher Mystiker und Mystikerinnen und deren Bildwerke, die zur Meditation inspirierten. Die Erwähnung der Schulterwunde Christi fusst auf zwei heute verschollenen Schriften. Zum einen berichtet die Legende des Zisterziensermönchs und Kirchenlehrers Bernhard von Clairvaux (um 1090–1153) von der Acta Claravallensia, in welcher die Wunde erwähnt würde und zum anderen soll Papst Eugen III. (um 1080–1153), ein Schüler von Bernhard, einen Ablass für die Verehrung der Wunde verfügt haben.
Sturn, Druckerei in Oberkirch (Baden-Württemberg), gegründet 1906
1906/1. Hälfte 20. Jh.
H. 10.5, B. 7 cm
Druck mit Bleisatz auf Papier
T 30370
Leopold Kretzenbacher, Steirische Nachklänge des Barockkultes um die Schulterwunde Christi (Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark, Jahrgang 69), Graz 1978. S. 157–165. https://www.historischerverein-stmk.at/wp-content/uploads/Z_Jg69_Leopold-KRETZENBACHER-Steirische-Nachkl%C3%A4nge-des-Barockkultes-um-die-Schulterwunde-Christi.pdf, aufgerufen am 17.08.2023.
Schlagwörter: Schriften, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche