Siegel: Roter Siegelabdruck des spitzovalen Siegelstempels (Petschaft) von Abt Johannes II. Mettler (1435–1465) bzw. von Abt Johannes III. Meili (1510–1523) des Benediktinerklosters Fischingen, moderner Abdruck

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Vs.: «s (Raute) iohanis abb (Raute) mo + asteri' (Raute) in (Raute) fischinge», in gotischen Minuskeln, in Mandorla stehende Madonna mit Christuskind im rechten Arm, von vorne, dahinter florales Gitternetz, darunter halbrunder Fischinger Wappenschild (zwei gegengewendete Fische übereinander) umgeben von Ranken.

Originalpetschaft im Kloster Engelberg.

In der Literatur werden als Inhaber dieses Siegels sowohl Johannes II. Mettler als auch Johannes III. Meili angegeben. Da beide Äbte Johannes hiessen und auf dem Siegel bzw. dem Petschaft weder eine Ordnungszahl noch ein Familiennamen erscheint, stammt der Siegelstempel zwar aus der Zeit von Johannes II. Mettler (1435–1465), wurde aber vom gleichnamigen Nachfolger Johannes III. Meili (1510–1523) wiederverwendet.

Die Benediktinerabtei Fischingen wurde kurz vor 1138 durch den Konstanzer Bischof Ulrich II. gegründet und durch Mönche des Konstanzer Klosters Petershausen besiedelt. Besonders im 13. Jh. und während der Barockzeit erlebte das Kloster eine Blütezeit. 1848 erfolgte seine Aufhebung. Nach mehreren Besitzerwechseln übernahm der katholische Männerverein St. Iddazell ab 1879 das ehemalige Kloster und richtete darin ein Waisenhaus und später ein Kinderheim ein. 1976 erfolgte die Umwandlung in eine Sonderschule. 1977 wurde in den Konventsgebäuden, die weiterhin dem Verein St. Iddazell gehörten, wieder ein Benediktiner-Priorat eingerichtet.

Vermutlich gehört der Siegelabdruck zu den 34 Exemplaren, die 1889 von Ferdinand Adolf Heinrich August Graf von Zeppelin dem Historischen Verein des Kantons Thurgau geschenkt wurden. Der Luftpionier Ferdinand von Zeppelin (1838–1917) wurde in Konstanz geboren und lebte bis zu seinem Tod auf Schloss Girsberg bei Emmishofen. Sein Bruder Eberhard, ein Historiker und Bodenseeforscher, war Mitglied des Historischen Vereins des Kantons Thurgau.
Ende 19. Jh.
H. 72.5, B. 52 mm
Siegellack, Abdruck; Karton
T 34799
Conrad Kuhn, Geschichte der thurgauischen Klöster, Fischingen (Thurgovia Sacra, Bd. 2), Frauenfeld 1876, S. 1–139.

Pater Plazidus Hartmann, Heraldische Denkmäler im Kloster Fischingen, in: Schweizer Archiv für Heraldik, Bd. 67, 1953, S. 20–30, bes. S. 20 Fig. 23 (Johannes II. Mettler).

Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 2, Der Bezirk Münchwilen (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 34), Basel 1955, S. 79, Abb. 74.

Bruno Meyer, Die Äbte des Klosters Fischingen (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 113), 1976, S. 95–136, bes. S. 132 Nr. 20.

Benno Schildknecht, Fischingen (Kloster), in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.01.2005. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/000301/2005-01-19/, aufgerufen am 13.07.2022.
Schlagwörter: Sphragistik, Kloster, Kirche, Kommunikation, Justiz, Heilige, Heraldik