Standstutzer mit Perkussionsschloss, Vorderlader, Schützenwaffe

zurück

Brünierter oktogonaler gezogener Lauf. Geschweifter Hahn mit geriffeltem Daumendrücker für die Griffigkeit (Perkussionshammer), Piston. Leiervisier Modell 1851. Auf Schwanzschraube Diopterhalterung aus Block mit Flügelschraube, Diopter fehlt. Röhrenkorn auf breitem Sockel. Eisengarnitur mit blattförmigem Schlossblech, zwei Ladestockpfeifen, geschweiftem zweiteiligem Abzugsbügel, beidseitig spitz auslaufendem Bügelblatt, hinten mit breitem flachem Knopf, einer Stützvorrichtung beim Schiessen. Band beim Abzug aus Messing. Abzug, Stecherabzug sowie rechts vom Stecher vertikaler leicht geknickter Eisenstab (geköpfter Nagel), eine Abzugsfingerauflage (individuelle Anfertigung). An hinterer Ladestockpfeife Riemenbügel aus Messing. Ladestock aus Holz mit Messingkappe. Nussbaumholz-Halbschaft mit Einlagen aus Perlmutt in Blattform auf den Wangenkissen. Verschnitt aus Fischhautmusterung beidseitig am Kolbenhals (Handhabe) und in wolkenförmiger Reserve am Vorderschaft. Lauf mit Schieberbefestigung am Vorderschaft. Kolben mit gerundetem Wangenkissen links, flachem Abschluss und Kappe mit rechtem und linkem Stellhorn. Kappe oben spitz auslaufend, Kolben unten mit metallenem Verstärkungsband und nicht originalem Riemenbügel.

Schläge: Auf Lauf Beschussmarke der Stadt Liège (amtliche Prüfung von Lüttich, BEL), «ELG» (Epreuve Liège) in Oval sowie Angabe des Herstellers, des Büchsenmachers «[Amman]N ERMATINGEN».

Kettenschloss ähnlich dem Berner Modell 1839.

Originalzustand mit individuellen Änderungen wie dem geköpften Nagel als Abzugsfingerauflage.
Stand- oder Scheibenstutzer sind präzise Waffen mit Stecherabzug für das sportliche Schiessen in einem Schiessstand. Sie erlebten im 19. Jh. grosse Popularität bei den zahlreichen Schützenfesten, die überall in der Eidgenossenschaft durchgeführt wurden.

Als Hersteller des Stutzers kommen sowohl Ulrich wie Johann Franz Ammann in Frage. Beide waren Büchsenmacher in Ermatingen. Die Lebensspur von Ulrich lässt sich von 1800 bis 1840 nachweisen. Der 1781 geborene Johann Franz war 1908 in einen Waffenschmuggel verwickelt und musste daher eine Gefängnisstrafe verbüssen.
Der Büchsenmacher bezog den Lauf des vorliegenden Stücks in Lüttich.
Ammann, Büchsenmacher in Ermatingen
um 1840/1850
L. 128.7 cm, Lauf L. 83.5 cm
Stahl, brüniert; Eisen; Messing; Nussbaumholz
T 7286
Heinrich Hirzel, Rückblick in meine Vergangenheit (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 6), Frauenfeld 1865, S. 56.

Hugo Schneider, Schweizer Waffenschmiede vom 15. bis 20. Jahrhundert, Zürich 1976, S. 45.
Schlagwörter: Vereinswesen, Sport, Freizeit, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Waffen, Gewerbe