Steinschlossgewehr der Infanterie, Vorderlader vermutlich der österreichischen Armee

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Runder glatter Lauf, hinteres Laufdrittel oktogonal, vor Übergang zwei Doppelrillen quer zu Lauf. Fangraste für Schlosshahn (Sicherheitsvorrichtung). Geschweifter Schlosshahn, Hahnschraube mit kugeligem Kopf. Pfanne und Feder mit Blattformen. Zwischen den Hahnlippen Feuerstein zwischen Lederstück (Montage für Vermittlung). Messinggarnitur mit drei Bändern. Kein Visier. Bajonettnocken dient als Korn. Ursprünglich mit Stiftbefestigung für Lauf. Messinggarnitur mit drei Bändern, Vorder- und Mittelband je mit Federhalterung, Abzugsbügel mit barock geschweiften Verlängerungen, Seitenblech und Kolbenabschlussblech. Holzladestock mit kegelstumpfförmigem Kopf. Zwei Bügel für den Tragriemen. Vollschaft. Kolben mit geradem Abschluss und leicht geschweifter Oberkante, die beidseits in je geschnitzter Volute mündet. Schlossplatte, Laufangel und Seitenblech je in geschnitzter Kartusche mit geschweift vegetabilen Formen.

Schläge: Auf Schlossplatte Suhler Marke mit Huhn unter «WP», sowie «1798» und «JIH», die letzten beiden Punzen sind nicht sichtbar, waren vermutlich erkennbar, als die Waffe zerlegt wurde. Kolbenkappe und Lauf mit bekröntem Doppeladler, das kaiserlich österreichische Herrschersymbol, auf Lauf in montiertem Zustand nicht sichtbar.
Auf Kolben geritzt «L 24» (vermutlich Hinweis für militärische Einheit des Waffenträgers), auch nicht sichtbar.
In der Stadt Suhl, in der ehemaligen Grafschaft Henneberg in Südthüringen (DEU), wurden seit der 2. Hälfte des 16. Jhs. Waffen hergestellt. Ende des 17. Jhs. belieferten dortige Büchsenmacher die Heere Europas mit Gewehren und fertigten prunkvoll verzierte Jagdwaffen für den Adel an. Suhl galt als Rüstungskammer Europas. Die eidgenössischen Zeughäuser deckten ihren Bedarf an Handfeuerwaffen seit 1580 mit Erzeugnissen aus Thüringen. Suhler Feuerwaffen sind zur Kennzeichnung der Herkunft mit der «Huhnmarke» geschlagen worden. Das auf der Punze abgebildete Huhn ist ein Teil des Stadtwappens von Suhl.
Ende 18. Jh.
L. 143 cm, Lauf L. 107 cm
Stahl, Eisen, Messing, Nussbaumholz, Feuerstein, Leder
Wg 437
Eugène Heer, Der neue Stöckel, Bd. 3, Internationales Lexikon der Büchsenmacher, Feuerwaffenfabrikanten und Armbrustmacher von 1400–1900, Schwäbisch Hall 1982, S. 1703–1707.
Schlagwörter: Militaria, Waffen