Verwaltungsstempel: Ovaler Tintenstempel des kaiserlich-apostolischen Notars Dietrich Prinz, mit Holzgriff

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Vs: «(Rosette) S: THEDORICI. PRINZ. NOTARII. APOST: ET. [Tilgungsspuren] CAE(ligiert)SAREI» spiegelverkehrt, Hand Gottes aus Wolkenband grosses Patriarchenkreuz an Ösenring haltend, unten je von einem Kreuznagel flankiert, umgeben von Schriftband «TVTELA (Rosette) – . SALVSQVE», (Schutz und Wohlfahrt), spiegelverkehrt, Rahmung aus Blätterkranz.
Rs.: Massiver gedrechselter Holzgriff, dessen ovaler Fuss in nach innen gebogenem Metallkranz (Zargenfassung) steckt, an welchen die Stempelplatte gelötet ist, x-förmige Einkerbung auf dem Rand der Stempelplatte zur Ausrichtung beim Stempeln.
In Oberitalien, Frankreich und Teilen Deutschlands etablierte sich bereits im Mittelalter ein öffentliches Notariatswesen in der Tradition der antiken römischen Verwaltung und Rechtsprechung. Öffentliche Notare wurden durch Päpste, Kaiser oder Könige eingesetzt und beurkundeten private und öffentliche Rechtshandlungen. Durch das Anbringen ihres Signums (Zeichen) erhielten die ausgestellten Rechtsdokumente ihre Rechtskraft. Von Oberitalien und Frankreich kommend hielt das öffentliche Notariatswesen auch in der West- und Südschweiz Einzug und erreichte z.T. auch die Nordschweiz. Im Gegensatz zu dieser Entwicklung blieb jedoch in weiten Teilen der Deutschschweiz während des Mittelalters und der Neuzeit das Beurkunden von Rechtshandlungen durch lokale Amtsträger mittels eigenem Siegel vorherrschend.
Seit dem Spätmittelalter ernannten zunehmend auch einzelne Landesherren öffentliche Notare. In der Deutschschweiz waren es vor allem die mit kaiserlichen und päpstlichen Privilegien ausgestatteten Hofpfalzgrafen im Umfeld der Fürstabtei St. Gallen und der Fürstbistümer Basel und Chur, welche kaiserlich-apostolische Notare ernannten. Mit der in der Neuzeit allmählich üblichen Ausbildung der angehenden Notare an Universitäten im In- und Ausland entstand ein eigener, oft erblicher Berufsstand, der in den grossen Kanzleien weltlicher und geistlicher Territorialherren ein weites Betätigungsfeld fand.
18. Jh.
L. 9.7, B. 4.7, H. 5.5 cm
Kupfer, geschmiedet, graviert, gelötet; Nussbaumholz, gedrechselt
Mc 132
Mathias Schmoeckel, Werner Schubert (Hg.), Handbuch zur Geschichte des Notariats der europäischen Traditionen (Rheinische Schriften zur Rechtsgeschichte, Bd. 12), Baden-Baden 2009.

Kathrin Utz Tremp, Alain Prêtre, Notariat, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 08.08.2023. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/009640/2023-08-08/, aufgerufen am 11.07.2024.
Schlagwörter: Sphragistik, Kunsthandwerk, Kommunikation, Justiz, Kirche