Verwaltungsstempel: Ovaler Tintenstempel des Kriegsrats des Kantons Thurgau, mit Holzgriff

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Vs.: «CANTON THURGAU», spiegelverkehrt, mit Girlanden behängter spitzer Thurgauer Wappenschild mit Tingierung (unteres Wappenfeld schräg schraffiert), auf Waffentrophäen, darunter «KRIEGS = RATH», spiegelverkehrt. Aussen ovale Rahmung.
Rs.: Gedrechselter balustrierter Holzgriff auf rundem abgesetztem und ausladendem Fuss. Siegelplatte aus Messing an die ovale Eisenplatte gelötet, welche mittels eines Dorns am Holzgriff angebracht ist.
Bei der Gründung des Kantons Thurgau 1803 wurde das kantonale Thurgauer Militärwesen geschaffen. In der Anfangsphase war ein Generalinspektor für die Organisation und den Ausbau des kantonalen Militärs zuständig, der 1811 durch den Kriegsrat ersetzt wurde, welcher aus sieben Mitgliedern bestand. Zu seinen Aufgaben zählten die Beschaffung von Munition, Ausrüstung und Uniformierung der Soldaten. Neben dem Erlass neuer Vorschriften und Inspektionen verfasste er zusätzlich jährliche Rechenschaftsberichte zuhanden des Kleinen Rats. Ab Ende der 1820er-Jahre übernahm die «Militärbehörde» das Ressort und 1850 das «Militärdepartement».

In der Thurgauer Staatsrechnung von 1812 sind mehrere Ausgaben für die Herstellung von Siegelstempeln, Tintenstempeln und Timbern (Prägezangen) für den Kriegsrat aufgeführt. Einer dieser Ausgabenposten betrifft die Anfertigung eines Siegelstempels, wobei der geringe Preis von 4 Gulden und 30 Kreuzer für einen einfachen Tintenstempel wie das hier vorliegende Exemplar spricht. Zu diesem Stempel wurde ein bildgleiches, aufwändig gearbeitetes Gegenstück für den Kriegsrat angefertigt (Mc 15), welches in der Staatsrechnung von 1812 mit dem hohen Betrag von 22 Gulden vermerkt ist.

In der Heraldik bezeichnet der Terminus Tingierung das Verfahren mittels Schraffuren oder Punktierungen die Wappenfarben bei farblosen Wappendarstellungen anzuzeigen. Die heute gültigen Regeln setzten sich erst im Laufe des 17. Jhs. durch, sodass zum Teil bei tingierten Wappendarstellungen aus dieser Zeit noch Abweichungen von den heutigen Regeln vorkommen können.

1812
L. 9.2, B. 3, H. 3.5 cm
Messing graviert; Eisen, gelötet; Ahorn, gedrechselt
Mc 11
Neue Militär=Organisation, Gesetz, 4. Brachmonat 1811, in: Tagblatt der Geseze und Verordnungen des Kantons Thurgau ausgegangen, Neunter Theil, Frauenfeld 1810, S. 108–144.

Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben des Kleinen Raths des Cantons Thurgau für das Jahr 1812, Staatsarchiv Thurgau (StATG), 4'305'9.

Carl Vogler, Entwicklung des thurg. Militärwesens seit 1803, mit besonderer Berücksichtigung der Betheiligung des Kantons am eidgenössischen Dienste (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 7–8), Frauenfeld 1866, S. 119–133, bes. S. 122.

Albert Schoop, Geschichte der Thurgauer Miliz, Frauenfeld 1948.
Schlagwörter: Sphragistik, Staatliche Institutionen, Kommunikation, Heraldik, Justiz, Militaria