Broschüre (Faltblatt) mit Kleinem Andachtsbild: Jesus Christus mit exkorporiertem Heiligstem Herz Jesu, Erläuterungen zu den Verheissungen (Versprechen) des Heiligsten Herzen Jesu

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 Vorderseite  Seiten 2–3
 Vorderseite

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Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Hochformatige Broschüre aus acht Seiten.
Bildüberschrift: «Die Novene der neun ersten Freitage».
Bildunterschrift: «Geliebt werde überall das hlst. Herz Jesu!»
Seiten 2–6:
«Die Novene der neun ersten Freitage.
(Kurzgefasste Erläuterung der grossen Verheissung des göttl. Herzens Jesu mit Gebet vor der heil. Kommunion, um die richtige Meinung zu haben.)»
Erklärung zur Herkunft der Gebetspraxis, die auf Margaretha Maria Alacoque (1647–1690) zurückgeht.
Ausführungen zu den Bedingungen um die Gnade des heiligsten Herzen Jesu zu empfangen.
Seiten 7–8: «Kommunion-Aufopferungs-Gebet»
«Zum Gebrauche derjenigen, welche die heil. Kommunion an neun ununterbrochen aufeinander folgenden ersten Monatsfreitagen empfangen.»
Rückseite mit Werbung und Preisangabe in Heller, was auf die Datierung des Blattes auf Mitte 19. bis frühes 20. Jh. hinweist:
Genehmigungsklausel: «Mit kirchlicher Druckerlaubnis / Druck und Verlag von Fel. Rauch in Innsbruck. Preis 70 h.»
Eine Novene ist ein Bittgebet, das an neun aufeinander folgenden Tagen entweder an Gott, an die Muttergottes oder an einen anderen Heiligen gerichtet ist.

Die Herz-Jesu-Verehrung entstand im 17. Jh., erlangte im 19. und 20. Jh. grosse Beliebtheit und gehört bis heute zu den verbreitetsten Frömmigkeitsformen in der katholischen Kirche.

Die burgundische Salesianerin Margaretha Maria Alacoque (1647–1690) förderte aufgrund einer Vision, in welcher ihr Jesus Christus erschienen sein soll, die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu zusammen mit ihrem Beichtvater, dem Jesuiten Claude de Colombière (1641–1682), Rektor im Jesuitenkolleg Paray-le-Monial (FRA), dem Alacoque als Novizenobermeisterin vorstand.
Die Bemühungen der Jesuiten, die Herz-Jesu-Verehrung im kirchlichen Alltag zu verankern, hatte Erfolg, als Papst Clemens XIII. 1765 in auserwählten Kirchen eine Votivmesse zu Ehren des Herzens Jesu erlaubte.
1856 führte Papst Pius IX. das Herz-Jesu-Fest weltweit ein. Papst Leo XIII. erhob die Feier 1899 zum Hochfest (Gottesdienst im höchstem liturgischen Rang).
Neben dem Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu, das am Freitag nach Fronleichnam zelebriert wird, wird zudem jeden ersten Freitag zu Ehren des Herzens Jesu eine Messe gelesen.
Alacoque wurde 1864 von Pius IX. selig und 1920 von Benedikt XV. heilig gesprochen.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 war die Herausgabe «Kleiner Andachtsbilder» der kirchlichen Zensurstelle, das heisst dem Bischof oder dem Generalvikar des Bistums unterstellt, welcher die Druckerlaubnis für die Blätter erteilen musste, bevor sie in den Verkauf gelangen konnten. Psychologische und sexuelle Themen sowie Darstellungen von Eheproblemen waren nicht erlaubt.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
Rauch, Felizian, Buchdruckerei und Verlagshaus in Innsbruck, gegründet 1796
Mitte 19. Jh.–frühes 20. Jh.
H. 13.2, B. 7.9 cm
Einlagige drahtgeheftete Broschüre, Autotypie und Druck mit Bleisatz auf Velinpapier
T 30359
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

G. Zwanowetz, Rauch, Felizian d. Ä. (1767-1832), Buchhändler und Verleger, Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage, Österreichisches Biographisches Lexikon (OBL), 1815–1950, Bd. 8, Lfg. 40, 1983, S. 436. https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_R/Rauch_Felizian_1767_1832.xml, aufgerufen am 03.08.2023.

Birgit Franz, Constanze Lindner Haigis, 100 Jahre Ideen, 1896–1996, Ars Edition, München 1996, S. 44.

Getrude Friedrichkeit, Jesu-Herz-Verehrung, Religion, Rituale und Symbole heute (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag, Reihe Ethnologie, Bd. 2), Marburg 2010.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche