Faltblatt (Leporello): Gnadenbild der Maria mit Kind in der Wallfahrtskapelle Maria Dreibrunnen in Bronschhofen bei Wil, Angaben zur Geschichte der Kirche und der Statue

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Schematische Darstellung der Kirche «Maria Dreibrunnen» in rundem Medaillon.
Text: «Das Gotteshaus Dreibrunnen hat seinen Namen von den drei Quellen, die in der sanften Vertiefung westlich von Wil nahe beieinander entspringen. Früher hiess es Tiefenbrunnen, Tübrunnen. Einst waren die Grafen von Toggenburg Eigentümer der Gegend. Sie hielten auf den Meierhöfen zahlreiche Dienstleute, für die sie gegen Ende des 13. Jahrhunderts (die Überlieferung nennt die Jahreszahl 1272) ein Gotteshaus bauten. Es wurde unter dem Titel 'Maria Heimsuchung' der lieben Gottesmutter geweiht. Im Jahre 1289 schenkte Graf Friedrich IV. die Kirche und den Hof dem Prämonstratenser-Kloster Rüti in Zürich Oberland. Die Abtei musste für sie Kirche sorgen und den Pfarrer bestellen.
Die Stürme des Bauernaufstandes und der Reformation löschten 1525 die Abtei Rüti aus. Zürich übernahm die Güter des Klosters. In dieser bewegten Zeit wurde nach der Legende die Marienstatue von Rüti in geheimer Übertragung in die entfernte Kirche von Dreibrunnen gebracht. Im Jahre 1526 verkaufte Zürich die Liegenschaft samt der Kapelle dem Heilig-Geist-Spital in Wil. Damit übernahm die Stadt Wil Bau- und Unterhaltspflichten und übertrug einem Kaplan von Wil, dem Custos, das Pfarramt Dreibrunnen. 1672 wurde aus dem gotischen Raum die heutige Barockkirche gebildet und das Vorzeichen angebaut. Jakob Joseph Müller, der 'Maler von Wil', schuf die Deckengemälde und die Leinwandbilder mit den Szenen aus dem Marienleben.
1932 wurde in feierlicher Prozession das Allerheiligste von der Pfarrkirche St. Nikolaus nach Dreibrunnen übertragen, wo es seither aufbewahrt wird. Im neuen Pfrundhaus wohnt seit 1933 ein Wallfahrtspriester.
Die Kirchgemeinde Wil beschloss am 5. März 1938 den Ankauf der gesamten Liegenschaft.
Sie führte 1963/64 eine gründliche Restauration der Kirche durch, so dass die Wallfahrtskirche in altem Glanz erstrahlt.
Dreibrunnen ist aber nicht ein kostbares Museum aus Stein. Es ist Zufluchtsort vieler Pilger geblieben. Seit Jahrhunderten wallfahren sie hinunter zum Bilde der Muttergottes und erflehen die Fürbitte der Mutter in allen ihren Anliegen. Sie bitten um Schutz und Segen, um Kraft und Heilung, um Licht und Hilfe. Betend und singend zogen die Pfarreien der Umgebung in Prozession nach Dreibrunnen, im tiefen Glauben an die Kraft des Herrn.
An Marienfesten sammeln sich die Gläubigen zum festlichen Gottesdienst, in den Monaten Mai und Oktober pilgern Scharen von Gläubigen zum Heiligtum. Aber auch in der übrigen Zeit des Jahres finden sich Gruppen von Betenden in Dreibrunnen ein und suchen in der Stille des schlichten Gotteshauses den Frieden mit Gott. Viele Brautleute wählen die schmucke Kapelle, um sich dort die Treue vor Gott im Ehebund zu geloben.
So fliesst aus der Quelle von Dreibrunnen ein unsichtbarer Lebensstrom hinaus in die Heimat, in die Welt, in die Familien, in die Gemeinden, in die Seelen. Und das ist Grund genug, dass die Sorge um die siebenhundertjährige Stätte des Heiles nie ende.»
Die Kapelle ist ein regionales Pilgerziel und der Schutzmacht Marias unterstellt. Gemäss Legende beruht die Gründung der Kirche auf der Sühne am Brudermord eines Grafen von Toggenburg im Jahr 1226, der das Gotteshaus dem Kloster Rüti schenkte.
Zum Wallfahrtsort wurde das Gotteshaus im 16. Jh., als das spätgotische Gnadenbild der Gottesmutter aus dem aufgelösten Prämonstratenserkloster von Rüti (ZH) nach Dreibrunnen überführt wurde. Insbesondere Frauen mit Kinderwunsch pilgerten hierher.
2. Hälfte 20. Jh.
H. 12.7, B. 8.5 cm
Offsetdruck auf mattgestrichenem Velinpapier
T 30223
Dora Cornel, Dreibrunnen, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 23.11.2016, aufgerufen am 23.02.2023.
Schlagwörter: Druckgrafik, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Geschichte, Kommunikation