Fotografie: Hydrochronometer (Wasseruhr) im Garten der römischen Villa Borghese auf dem Monte Pincio, aus der Fotografie-Sammlung der Familie Bachmann, Besitzerin von Schloss Frauenfeld

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Reisesouvenir in Form einer frühen Schwarz-Weiss-Fotografie mit der Ansicht eines künstlich angelegten Teichs mit einer Wasseruhr in der Mitte, im Hintergrund ein Entenhaus und eine Trauerweide.
Bildunterschrift: «352 MONTE PINCIO, OROLOGIO AD ACQUA», «ANDERSON».
Die Wasseruhr wurde vermutlich 1867 an der Weltausstellung in Paris gezeigt und 1873 im Garten der Villa Borghese montiert, wo sie heute noch steht. Sie wird nach ihrem Standort, dem Pincio Hügel, auch Pincio-Uhr genannt. Der Garten der Villa Borghese, der ehemaligen Sommerresidenz der ursprünglich aus Siena stammenden Familie Borghese, wurde Anfang des 17. Jhs. als Renaissancegarten angelegt. Das borghesische Fürstengeschlecht, aus dem mehrere Kardinäle und Päpste hervorgingen, gehörte zu den reichsten Familien in Rom. Anfang des 19. Jhs. wurde die weitläufige Parkanlage erweitert und im Stil der englischen Landschaftsgärten umgestaltet. Heute ist der Garten einer der grössten öffentlichen Stadtparks in Rom.

Ab Mitte des 19. Jhs. nahm der Tourismus in den europäischen Metropolen und deren Umland zu und damit die Nachfrage nach Reiseandenken. Schwarz-Weiss-Fotografien von Stadtansichten, antiken Ruinen oder idyllischer Natur waren beliebte Sujets. Die Nachfrage nach solchen Lichtbildern befeuerte den technischen Fortschritt in der Fotografie.

James Anderson (1813–1877) wurde als Isaac Atkinson in Blencarn, England, geboren. Der englische Maler liess sich 1838/39 in Rom nieder und fertigte dort Stadtskizzen und Ruinengemälde an. Ab 1845 interessierte er sich zunehmend für die Fotografie und eröffnete 1853 ein Fotoatelier. Sein Fokus lag auf Lichtbildern von Kunstwerken, Baudenkmälern sowie Ausgrabungsstätten antiker Monumente in Rom, wobei ihm bei der Komposition sein geschultes Auge als Maler zugute kam. Zudem fotografierte Anderson römische Denkmäler in einer Zeit, als die Ausgrabungstätigkeit einen Boom erlebte. Seine Ansichten wurden durch den Buchhändler Josef Spithöfer (1813–1892) an der Piazza di Spagna vertrieben. Über drei Generationen blieb das Fotogeschäft Anderson in Familienhand. 1963 wurde das Archiv mit rund 30 000 Glasnegativen ins Archiv Alinari in Florenz eingegliedert.
Anderson (1853–1940er-Jahre), Fotounternehmen in Rom
2. Hälfte 19. Jh.
H. 39, B. 30 cm, Bildmass: H. 20.5, B. 26 cm
Schwarz-Weiss-Fotografie auf Albuminpapier, geklebt auf Karton
T 38644.376
memoria fotografica, Italienbilder aus der kunsthistorischen Fotothek, Begleitheft zur Ausstellung im Universitätsmuseum Heidelberg 14.11.2014 bis 24.01.2015, Heidelberg 2014.

In Light of Rome, Early Photography in the Capital of the Art World, 1842-1871, Pennsylvania 2022.

Maria Antonella Pelizzari, The Idea of Italy, Photography and the British Imagination, 1840–1900, Yale 2022, S. 68–87.

Fotostiftung Schweiz, Anderson. https://fotostiftung.ch/index/anderson-domenico/, aufgerufen am 29.11.2023.

Bibliotheca Hertziana – Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Domenico Anderson, https://www.biblhertz.it/de/photographers/domenico-anderson, aufgerufen 05.12.2023.
Schlagwörter: Hauswirtschaft, Wohnen, Andenken, Reisen, Fotografie, Architektur, Landschaft