Gemälde: Gemalte Sockelfront eines Altars (Predella) mit der Darstellung von Jesus Christus und seinen elf Jüngern an der Tafelrunde des Abendmahls, aus dem Augustinerchorherrenstift Kreuzlingen

zurück

Der Altarzusammenhang ist unbekannt.

Jesus Christus und elf Jünger sitzen hinter einem langen Tisch. Ihre Köpfe sind je mit einem Nimbus umfangen, in welchem der Name des Apostels steht.
Judas kauert vor dem Tisch. Johannes lehnt an der Brust von Jesus. Der ganz in Rot gekleidete Jakobus der Ältere hält in seiner Linken ein Messer und führt mit seiner Rechten ein Stück Essen zum Mund. Simon Zelotes hält mit seiner rechten Hand einen hohen Becher.
Die Tafel ist gedeckt mit einem weissen Tischtuch mit feinem Spitzenbesatz und zeitgemässem zinnernem Tafelgeschirr aus Tellern, Platten und Salzgefässen. Zwei hohe Kannen und eine Feldflasche stehen vor dem Tisch.
Die Signatur des Malers in Form seines Familienwappens ist als Schildchen auf der grossen Zinnkanne in der Mitte angebracht.
1125 durch den Konstanzer Bischof Ulrich I. von Kyburg-Dillingen vor den Toren der Stadt Konstanz gegründet, wurde das Augustinerchorherrenstift mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Nach den Verheerungen während des Dreissigjährigen Kriegs (1618–1648) wurde das Kloster auf Wunsch der Stadt Konstanz, welche verhindern wollte, dass das Kloster wieder als feindlicher, militärischer Stützpunkt verwendet würde, einige hundert Meter landeinwärts verlegt und an heutiger Stelle errichtet. In seiner Blütezeit während des Barocks inkorporierte es 1638 die Propstei Riedern im Schwarzwald.

Im 19. Jh. hob der Kanton Thurgau die Klöster auf. Ausser den Konventen Paradies (1838 verstaatlicht) und St. Katharinental (1868 verstaatlicht), wurden 1848 die Klostergüter säkularisiert. Liegenschaften, Mobiliar sowie liturgische Geräte und Textilien kamen zum Kantonseigentum. Im Vorfeld der Verstaatlichung liess der Regierungsrat den ehemaligen Klosterbesitz registrieren und Inventare der Mobilien erstellen. Diese Verzeichnisse belegen heute die Herkunft der klösterlichen Objekte.
In der Folge übernahm der Kanton ausgewähltes Klostermobiliar in seine Kunst- und Antiquitätensammlung. Diese Objekte, wie die Predella, zählen zu den frühen Stücken der Museumssammlung.
Murer, Hans der Ältere (gest. um 1486/1487), Maler
um 1470/1480
H. 50, B. 170 cm
Ölmalerei auf grundierter Leinwand über Holz, parkettiert
T 121
Bernd Konrad, Konstanzer Malerwerkstätten und ihre Beziehung zum Thurgau, in: Visuelle Kultur und politischer Wandel, Der südliche Bodenseeraum im Spätmittelalter zwischen Habsburg, Reich und Eidgenossenschaft, Beiträge der internationalen Tagung des Historischen Museums Thurgau vom 16./17. Januar 2014, S. 72–93.
Schlagwörter: Kloster, Kirche, Malerei