Glasmalerei: Elf Fragmente einer Gesellschaftsscheibe der Müller und Bäcker in Weinfelden (zwischen zwei Glasplatten gesetzt)

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Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Freiburg i. Ü.)
Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Freiburg i. Ü.)

Vitrocentre Romont (Foto: Yves Eigenmann, Francesco Ragusa, Freiburg i. Ü.)

Fünf Fragmente zeigen je ein Stifterwappen mit der jeweiligen Namensinschrift: «Han? Joachim Keller Müller», «Casper Nuoffer», «Johanes Bornhuser», «Joseph Renhart», «Han? Renhart»

Unten in der Mitte eine leicht beschnittene Stifterinschrift mit Spruch: «Gott gab in morgens himelbrot / vnd wachtlen gnug de? Abents sp[ot] / das feldt vnd Zeldt Voll wachtlen sasse[n] / die sie mit grosen freuden Assen / Dises Ehren wappen verehren die... / herr gesetzen Müler Vnd Beckhen [zvo] / Weinfelden. dem Besitzer dises [haus] / es han? Jacob Keller zue guot[em] / Angedenckhen, Ao 16 80».

Der Spruch bezieht sich auf die Speisung der Israeliten mit Manna und Wachteln (2 Mose, 16). Wahrscheinlich gehörte zur Scheibe auch eine Darstellung dieser biblischen Szene.

Oben in der Mitte Darstellung einer Stadtgasse mit vor einem Brotladen stehendem Paar.

Auf den übrigen vier Glasstücken erscheinen die vier Jahreszeiten in Gestalt von Sitzfiguren. Den Frühling symbolisiert eine nur mit einem Mantel bekleidete Frauengestalt mit einer Blumenvase in der Hand, den Sommer eine ebensolche mit einem Ährenbündel in der Hand, den Herbst ein neben einem Rebenstock auf einem Weinfass sitzender nackter Knabe in rotem Mantel und mit Früchten in der Hand sowie den Winter ein alter Mann, der sich an einem Feuertopf wärmt. Darüber je eine Inschrift: «früll ing», «Summer», «Herbst», «Winter».
Laut der Stifterinschrift müssen die Müller und Bäcker von Weinfelden die Scheibe 1680 an einen Hans Jakob Keller gestiftet haben. Dabei handelt es sich wohl um den dortigen Bürger, Gerichtsherrn und Bäcker dieses Namens, der 1682 zusammen mit Jakob Someli eine Scheibe ins dortige Schützenhaus stiftete sowie 1680 alleine und 1683 zusammen mit zwei Gerichtskollegen eine Wappengabe machte. 1696 hielt der Obervogt in Weinfelden fest, dass es achtzehn Bäckereien gab.
Spengler, Wolfgang (1624– um 1685), Glasmaler in Konstanz
1680
H. 31.5, B. 25.9 cm
Elf Glasfragmente zwischen zwei Glastafeln doubliert und geklebt. Bemalung mit Schwarzlot, Silbergelb, Eisenrot sowie blauer, violetter und grüner Schmelzfarbe
T 22457
https://vitrosearch.ch/de/objects/2659578, aufgerufen am 30.04.2022.
Schlagwörter: Kunsthandwerk, Brauchtum, Herrschaft, Gewerbe, Beruf, Heraldik, Allegorie, Religion