Grafik: Kleines Andachtsbild in der Gestaltung des Jugendstils mit dem Jesuskind und der Weltkugel in seinem Schoss

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 Vorderseite  Rückseite
 Vorderseite

Vorderseite

Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Kreuzform mit dem sitzenden Jesus Christus als Salvator Mundi mit einem Reichsapfel auf seinem Schoss, die Rechte zum Segensgestus erhoben. Die Enden der Kreuzarme zeigen Kirchenfensterverglasungen mit kleinen Feldern. In den oberen Bildecken Olivenblätter.

Drei Olivenbaumzweige mit Oliven rahmen seitlich und unten das Kreuz (Symbol für ein langes Leben in Frieden und Wohlstand).

Rückseite mit Handschrift:
«Zum Andenken!
30. Nov. 12. [?] Weber.»
Das Verlagshaus Ars Sacra, das Josef Müller 1896 in München eröffnete, spezialisierte sich auf kunstvoll ausgeführte Gebrauchsgegenstände für die private Andacht. Neben Produkten aus Holz, Gips und Keramik, die Müller vermutlich in seiner Heimat Tirol herstellen liess, lag der Schwerpunkt des Devotionalien-Sortiments auf ästhetisch hochwertig gestalteten Druckgrafiken. Zur Illustration der religiösen Blätter und Schriften kopierte der Verlag Werke alter Meister wie beispielsweise von Fra Angelico, Botticelli, Dürer, Rembrandt und Murillo sowie jener der Nazarener, für deren Reproduktion sich der Verlag in urheberrechtlichen Grauzonen bewegte und auch mal eine Geldstrafe bezahlen musste. Daneben engagierte Ars Sacra zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen. So nahm der Verlag renommierte Maler wie Gebhard Fugel (1863–1939) und Leo Samberger (1861–1949) sowie die bekannte und beliebte Zeichnerin und Illustratorin, die Franziskanerin Maria Innocentia Hummel (1909–1946), unter Vertrag.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
Vermutlich Ars Sacra, Josef Müller Kunstanstalten, Verlag für religiöse Schriften in München, 1896 gegründet in München
1912
H. 9.9, B. 4.2 cm
Chromolithografie auf Papier
T 30201
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Birgit Franz, Constanze Lindner Haigis, 100 Jahre Ideen, 1896–1996, Ars Edition, München 1996, (Abb. S. 10 u. 20).
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Schreiben, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Anlässe, Andenken, Erinnerung