Grafik: Kleines Andachtsbild mit Jesus Christus und exkorporiertem Heiligstem Herzen Jesu

zurück

Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

In Mandorla Jesus Christus mit Kreuznimbus und mit Dornen umranktem, in Flammen stehendem, exkorporiertem heiligstem Herzen Jesu sowie Wundmalen an seinen Händen. In den Ecken oben Weintraubenranken mit Früchten, Symbol für das Abendmahl mit dem konsekrierten Wein.
Über dem Bild in Handschrift:
«Tranß[itus]. paschi
Vidi aquam – egredientem de templo, se latere dextro, alleluja et omnes ad quos pervenit aqua ista, salvi facti sunt et dicent: alleluja, alleluja. Ps.
[Psalm 117]: con-fitemini – – Dom.[ino] no.= = Vidi aq. [Stelle unlesbar] alleluja. nobis, al'leluja. Winderfoht [?] v. Prestando. . Pz est… :etc etc...».

Der vollständige Text lautet:
Vidi aquam egredientem de templo,
a latere dextro, alleluja:
Et omnes, ad quos pervenit aqua ista,
salvi facti sunt et dicent, alleluja.
Confitemini Domino, quoniam bonus:
quoniam in saeculum misericordia ejus.
Gloria Patri, et Filio, et Spiritui Sancto.
Sicut erat in principio, et nunc, et semper,
et in saecula saeculorum. Amen.
(Ich sah Wasser fliessen aus der rechten Seite des Tempels, Halleluja, und alle, zu denen es kam, wurden heil, und sie werden sagen: Halleluja. Preiset den Herrgott, weil er gut ist; weil seine Gnade ewiglich ist. Ruhm dem Vater, und dem Sohn, und dem Heiligen Geist. Wie es am Anfang war, und jetzt ist, und immer sein wird, und im Jahrhundert der Jahrhunderte. Amen.)
Es handelt sich beim notierten Lied um eine Version des «Vidi Aqua», einem Gesang, welcher beim sonntäglichen Taufgedächtnis (Tauferneuerung) zwischen Ostern und Pfingsten im Antiphon gesungen wird, wenn der Priester die katholische Kirchgemeinde mit Taufwasser besprengt. Der Zweck der Zelebration ist es, dem Gläubigen die Taufe und das Taufversprechen in Erinnerung zu halten.

Die katholische Kirche verehrt seit dem frühen Mittelalter das Heiligste Herz Jesu als Symbol der Liebe. Der Ursprung des Kults geht auf die Worte von Apostel Johannes 19, 33–34 zurück, wonach das durchbohrte Herz die Quelle der Sakramente darstellen würde. In der 2. Hälfte des 19. Jhs. und im 20. Jh. wurde diese Frömmigkeit mittels päpstlicher Rundschreiben verstärkt. Zuletzt bezog sich Papst Benedikt XVI. (2005–2013) in seiner «Enzyklika Deus Caritas est» 2005 auf das durchbohrte Herz Jesu und rief zu einer Erneuerung der Herz-Jesu-Frömmigkeit im Herz-Jesu-Monat Juni auf.
Am ersten Freitag im Monat wird das Herz Jesu gefeiert.
In Österreich und im Südtirol wird der Herz-Jesu-Sonntag am zweiten Sonntag nach dem Fronleichnamsfest mit Prozessionen zelebriert. Unter anderem im Raum Bozen werden Herz-Jesu-Feuer entzündet.
Ludy, Friedrich August (1823–1890), Kupferstecher, Radierer
1850–1870
H. 18, B. 12.6 cm
Stahlstich auf Velinpapier
T 30170
Getrude Friedrichkeit, Jesu-Herz-Verehrung, Religion, Rituale und Symbole heute (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag, Reihe Ethnologie, Bd. 2), Marburg 2010.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Schreiben, Religion katholisch, Brauchtum, Symbol