Kleine Broschüre (Faltblätter) mit Kleinem Andachtsbild: Thronende Maria als Himmelskönigin mit Jesus Christus als Weltherrscher, Gebete an Jesus Christus sowie an Maria, Andenken an die Volksmission

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 Vorderseite  Innenseiten
 Vorderseite

Vorderseite

Private Devotionalie der Volksfrömmigkeit aus der Sammlung im Pfarrhaus Mammern.

Vorderseite mit Darstellung der thronenden und mit einer Mitra (Kopfbedeckung von Bischöfen und bestimmten Äbten mit Rechts- und Verwaltungshoheit) bekrönten Maria mit dem Jesuskind auf ihrem Schoss, das seine rechte Hand zum Segensgestus erhoben hat. In der Linken hält die Gottesmutter den Reichsapfel, der die Weltherrschaft und den Glauben symbolisiert.
Zur Gruppe gehören vier weitere Figuren: Franziskus (Franz) von Assisi in brauner Mönchskutte und mit Wundmalen auf den Händen, Josef von Nazareth mit seinem Attribut, dem keimenden Stock, eine kniende Frau mit Rosen sowie einer Krone vor ihr. Vermutlich handelt es sich um die hl. Elisabeth von Thüringen, Prinzessin von Ungarn. Hinter ihr steht der hl. Ludwig IX. in einem Hermelin gesäumten roten Mantel und mit seinem Attribut, der Dornenkrone, in den Händen.
Bildunterschrift: «QUI ME INVENERIT INVENIET VITAM» (Wer mich findet, findet das Leben). Monogramm «BG». (Bischof Grüneck).

Auf sechs Innenseiten und Rückseite Gebete: «Abbitte vor dem Allerheiligsten» (Anweisungen zur Feier der Eucharistie am Donnerstagabend mit Gebeten an Jesus und der Darstellung des flammenden Heiligsten Herzens Jesu), «Weihe an Maria. (Bei Volksmissionen.)» mit Grussgebet an Maria und «Gebet um die Gnade der Beharrlichkeit. (Vor dem Missionskreuze.)».
Am Schluss «Heiligstes Herz Jesu, ich vertraue auf Dich. (300 Tage Ablass).» Dieses Ablassgebet zum Nachlass der Sündenstrafe von 300 Tagen gewährte Papst Pius X. (1903–1914) 1906.

Genehmigungsklausel: «Mit Druckbewilligung des hochw. Bischofs von Chur.» (Druckerlaubnis von Georg Schmid von Grüneck, Bischof von Chur (1908–1932)).
Die Volksmissionen waren ausserordentliche Seelsorgen und wurden auf Pfarreiebene durchgeführt. Sie dienten der Vertiefung und Erneuerung des Glaubens und des christlichen Lebensvollzugs sowie der Rückgewinnung von passiv gewordenen Gläubigen.
Ihre Blütezeit erlebten Volksmissionen 1850–1960, wobei die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu eine wichtige Rolle spielte. Die Aktivitäten wurden in den meisten Pfarreien abgehalten und in zeitlichen Abständen von zehn und mehr Jahren wiederholt. Die Volksmissionen geschahen meist entweder in der Form einer achttägigen Gesamtmission mit Predigten für alle Pfarreiangehörige oder einer 14- bis 18-tägigen Standesmission, in welcher die drei Stände Kinder, Frauen/Jungfrauen und Männer/Jungmänner nacheinander und getrennt unterwiesen wurden. Dabei legten jeweils zwei bis drei Volksmissionare die Glaubenswahrheiten mittels Predigten, Vorträgen, Andachten und liturgischen Feiern dar und hielten zum Empfang der Sakramente an.

Bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil 1963 war die Herausgabe «Kleiner Andachtsbilder» der kirchlichen Zensurstelle, d. h. dem Bischof oder dem Generalvikar des Bistums unterstellt, welcher die Druckerlaubnis für die Blätter erteilen musste, bevor sie in den Verkauf gelangen konnten. Psychologische und sexuelle Themen sowie Darstellungen von Eheproblemen waren nicht erlaubt.

Die kleinformatigen Blätter mit magischer Heils- und Gnadenwirksamkeit dienten als Einlagen in Gebets- und Gesangsbücher, wurden in Koffer, Schränke und an Wände geklebt oder gar ins Grab gelegt. Als Amulett trug der gläubige Mensch die Bildchen zum Schutz vor bösen Kräften am Körper oder legte sie kranken Körperstellen auf.
um 1910
H. 11.7, B. 7 cm
Klebegebundene, einlagige Broschüre; Umschlag mit Farblithografie und Lithografie auf Büttenpapier; Buchblock mit Druck mit Bleisatz auf Velinpapier
T 30149
Das kleine Andachtsbild, Katalog der Ausstellung im Hamaland-Museum in Vreden 1982, im Niederrheinischen Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte in Kevelaer 1982, in der Galerie der Stadt Bocholt 1983, Straelen 1982.

Franz Xaver Bischof, Volksmission, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 30.07.2013. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011454/2013-07-30/, aufgerufen: 14.03.2022.

Albert Gasser, Georg Schmid von Grüneck, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 19.08.2011. https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/003027/2011-08-19/, aufgerufen am 12.06.2023.
Schlagwörter: Druckgrafik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Religion katholisch, Brauchtum, Kirche, Kommunikation, Anlässe, Andenken, Erinnerung