Lunten-Hakenbüchse (Wallbüchse) mit Aarauer Meistermarke, schwerer Vorderlader für die Verteidigung

zurück

Oktogonaler dickwandiger glatter Lauf, erweitert gegen die Mündung hin. Kurzes Röhrenvisier und Eisenkorn. Originales Schloss mit am Lauf befestigter Pulverpfanne und nach hinten schlagendem Hahn.
Auf dem Lauf geschlagene zweifache Meistermarke (Stern über Halbmond und drei Kugeln) sowie verschlagene Kontrollmarke der Stadt Aarau (Adlerwappen mit einem erkennbaren Flügel). Sechskantiger Nussbaumholz-Vollschaft mit Öffnung für den am Lauf geschmiedeten Haken zur Befestigung auf der Mauer. Auf Hinterschaft gekerbte Angaben, ev. zum Standort der Waffe in der Stadtbefestigung: «DM», «IIII», «S. MXY», «5», «L HCR» (ligiert) und weitere Zeichen.
Hakenbüchsen, auch Arkebusen genannt, gehören zu den frühen Vorderladern des 15. und 16. Jhs. «Arkebuse» kommt vom französischen Begriff «arquebuse» in Anlehnung an das lateinische Wort «arcus», was Bogen bedeutet. Der Begriff «Hakenbüchse» ist vom mittel-niederländischen Wort «Haakbus» abgeleitet. Die Mannschaftsmitglieder, welche diese Waffen bedienten, nannte man Arkebusiere.
Die schweren Feuerwaffen waren Weiterentwicklungen der frühen Faustrohre, die mit einem Kolben aus Holz und dem Luntenschloss entscheidend verbessert wurden. Man findet Hakenbüchsen in Europa und Asien mit einem Luntenschloss und einem Kaliber von 18 bis 20, seltener bis zu 25 Millimetern. Sie eigneten sich aufgrund ihrer Schwerfälligkeit ausschliesslich als Verteidigungswaffen und wurden von der Burgmauer (Wall) herab eingesetzt. Ihre Treffgenauigkeit war gering, ihr Einsatz war nur effizient auf kurze Distanzen oder massiert als Batterie.
Das Laden erfolgte von der Laufmündung her. Zum Zünden wurde etwas Pulver auf die Pfanne gestreut und die glimmende Lunte angeblasen. Eine einfache Mechanik führte die Lunte zur Pfanne und löst den Schuss aus.
Die erste Kriegsordnung des Thurgaus, erlassen 1619, hält fest, dass in jedem der acht Bezirke 100 Wehrmänner mit solch einer Hakenbüchse ausgerüstet sein mussten.
Siebenmann, Büchsenmacher in Aarau (16. Jh.)
um 1550
L. 168.5 cm, Lauflänge 104 cm
Stahl, Eisen, Nussbaumholz
Wg 113
Catalog (Inventarium), Thurgauische Historische Sammlung, Hinteres Kantonsschulgebäude 3. Stock in Frauenfeld (Weinfelden 1890), S. 59.

August Gessner-Siegfried, Katalog des Kantonalen Antiquariums in Aarau, 1912, S. 144–145, Nrn. 105 a 1–3, 950 c 1–5.

René Géroudet, Eugène Heer, Armes Anciennes des Collections Suisses, Ausstellungskatalog, Musée Rath, Genève 1972, S. 68, Nr. 334.

Hugo Schneider, Hand- und Faustfeuerwaffen 1540–1820, Bern 1975, S. 7, Nrn. 1–2.

Hugo Schneider, Schweizer Waffenschmiede vom 15. bis 20. Jahrhundert, Zürich 1976, S. 250.

Eugène Heer, Der neue Stöckel, Bd. 2, Internationales Lexikon der Büchsenmacher, Feuerwaffenfabrikanten und Armbrustmacher von 1400–1900, Schwäbisch Hall 1979, S.1167, Marke 8249.

Hans Senn, Militärwesen, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 10.11.2009, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/024620/2009-11-10/, aufgerufen am 22.07.2025.
Schlagwörter: Militaria, Waffen