Medaille: Wallfahrtsanhänger mit Einfassung, aus dem Benediktinerkloster Fischingen, mit Tragöse, hergestellt in Augsburg, aus der ehemaligen Sammlung von Josef Sager (1905–1964)

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Vermutlich Bestandteil eines Rosenkranzes oder Trachtenschmuck (Deli).

Vs.: Umschrift: «S . IDDA . OR : PR : NO .» (Hl. Idda bete für uns). In Linienkreis stehende hl. Idda im Gewand einer Gräfin, links neben ihr der Hirsch, über der Linken das Monogramm «IN».
Rs.: Umschrift: «S : BENEDICTVS . O : P : N :» (Hl. Benedikt bete für uns). In Linienkreis kniender und betender hl. Benedikt, über seinen Händen ein Schild mit der Abbreviation des Benediktussegens, Umschrift «IHS . V . R . S . N . S . M . V . S . M . Q . L . I . V . B .». Kreuz mit «C S S M L» auf dem Kreuzpfahl und «N D S M D» auf dem Querbalken, in den Kreuzwinkeln «C – S – P – B». Rechts ein kleiner Altar mit Buch und Kruzifix, neben seinem Gewandärmel das Monogramm «IN».
Auf der Rückseite der Wallfahrtsmedaille erscheint der Benediktusschild mit der Abbreviation des Benediktussegens. Der Benediktussegen war ein Schutzspruch zur Abwehr von Unheil. So sollte er vor allem die Ernte vor Unwettern schützen.
Aufgelöst lautet der Benediktussegen: «VADE RETRO SATANA, NUNQUAM SUADE MIHI VANA, SUNT MALA, QUAE LIBAS: IPSE VENENA BIBAS» (Weiche zurück Satan, führe mich niemals zur Eitelkeit. Böse ist, was du mir einträufelst: trinke selbst dein Gift), «CRUX SACRA SIT MIHI LUX» (Das heilige Kreuz sei mein Licht), «NON DRACO SIT MIHI DUX» (Nicht der Drache sei mir Führer).

Unter Franz Troger, Abt im Benediktinerkloster Fischingen (1688–1728), entwickelte sich das Kloster zu einem bedeutenden Wallfahrtsort, denn Troger förderte den Kult um die hl. Idda, obwohl diese noch nicht kanonisiert war. 1724 sprach Papst Benedikt XIII. Idda schliesslich heilig.
1704–1718 liess Troger die St. Iddakapelle bauen und 1726 zur Feier des 500. Todestags der Heiligen Münzen prägen. Auf Pilgermedaillen wurde das Porträt der Wallfahrtsheiligen abgebildet. Die Devotionalien versprachen den Pilgern Segen sowie Gnadenwirkung und konnten Unheil abwenden (apotropäische Wirkung).

Die Medaille gehörte zur Sammlung von Josef Sager (1905–1964), einem Lehrer und Autodidakten aus Münchwilen. Seit den 1930er-Jahren galt Sager in der Ostschweiz als Fachmann für Numismatik. Selbst Münzsammler, erwarb er mehrere Hortfunde auf dem Gebiet der Ostschweiz und bot sich zudem als Gutachter für numismatische Sammlungen an (z.B. in der Stiftsbibliothek St. Gallen).
Die Münzen und Medaillen von Josef Sager bilden in der Museumssammlung ein Konvolut aus über 600 Exemplaren. Alle Stücke wurden von Josef Sager, seinen Erben oder nachfolgenden Besitzern erworben.
Neuss, Jakob d. Ä. (1664–1727), Medailleur, Stempelschneider
Anfang 18. Jh.
L. 50 mm
Bronze (vergoldet), Guss
T 34807
Rudolf Henggeler, Die schweizerischen Weihemünzen II, Weihemünze auf Heilige, in: Schweizerische Numismatische Rundschau, Bd. 28, 1941, S. 35–68, Nr. 6 (Var.).

Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 2, Der Bezirk Münchwilen (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 34), Basel 1955, S. 80.

Werner-Konrad Jaggi, Beobachtungen zum Thema «Wallfahrtspfennige der Schweiz», in: Schweizerische Numismatische Rundschau, Bd. 62, 1983, S. 99–103.

Florian Hürlimann, Die Münzsammlung des Historischen Museums Thurgau, in: Schweizer Münzblätter, Bd. 278, 2020, S. 57–69.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Religion katholisch, Brauchtum, Kloster, Tier