Medaille: Wallfahrtsmedaille des Benediktinerklosters Fischingen, mit Tragöse

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Vs.: Umschrift: «S . IDDA . OR . PR . N .» (Hl. Idda bete für uns). In Linienkreis stehende hl. Idda im Gewand einer Gräfin, links neben ihr der Hirsch.
Rs.: Umschrift: «SANC – T – PATER BENED .». In Linienkreis stehender hl. Benedikt, mit der Linken den Giftbecher mit Schlange und mit der Rechten den Stab haltend (Symbol des Abts als Hirte der Gläubigen). Ein Engel im Vordergrund hält den Schild mit der Abbreviation des Benediktussegens, Umschrift «IHS . V . R . S . N . S . M . V . S . M . Q . L . I . V . B .». Kreuz mit «C S S M L» auf dem Kreuzpfahl und «N D S M D» auf dem Querbalken, in den Kreuzwinkeln «C – S – P – B».
Der Giftbecher ist ein Hinweis auf seine Legende, wonach ihn die Mönche im Kloster San Cosimato in Vicovaro (ITA), welchem er als Abt vorstand, vergiften wollten, da er ihnen als Klostervorsteher in seiner Glaubensauslegung zu streng gewesen sein soll. Er entging dem Anschlag, da das Gift durch die Schlange aus dem Kelch entweichen konnte und der Kelch zerbrach, als Benedikt diesen segnete.

Auf der Rückseite der Wallfahrtsmedaille erscheint der Benediktusschild mit der Abbreviation des Benediktussegens. Der Benediktussegen war ein Schutzspruch zur Abwehr von Unheil. So sollte er vor allem die Ernte vor Unwettern schützen.
Aufgelöst lautet der Benediktussegen: «VADE RETRO SATANA, NUNQUAM SUADE MIHI VANA, SUNT MALA, QUAE LIBAS: IPSE VENENA BIBAS» (Weiche zurück Satan, führe mich niemals zur Eitelkeit. Böse ist, was du mir einträufelst: trinke selbst dein Gift), «CRUX SACRA SIT MIHI LUX» (Das heilige Kreuz sei mein Licht), «NON DRACO SIT MIHI DUX» (Nicht der Drache sei mir Führer).

Unter Franz Troger, Abt im Benediktinerkloster Fischingen (1688–1728), entwickelte sich das Kloster zu einem bedeutenden Wallfahrtsort, denn Troger förderte den Kult um die hl. Idda, obwohl diese noch nicht kanonisiert war. 1724 sprach Papst Benedikt XIII. Idda schliesslich heilig. 1704–1718 liess Troger die St. Iddakapelle bauen und 1726 zur Feier des 500. Todestags der Heiligen Münzen prägen. Auf Pilgermedaillen wurde das Porträt der Wallfahrtsheiligen abgebildet. Die Devotionalien versprachen den Pilgern Segen sowie Gnadenwirkung und konnten Unheil abwenden (apotropäische Wirkung).
Ende 17. Jh./1. Hälfte 18. Jh.
L. 42.8 mm
Buntmetall, Guss
T 24067
R. Henggeler, Die schweizerischen Weihemünzen II: Weihemünze auf Heilige. Schweizerische Numismatische Rundschau 28, 1941, 35–68 Nr. 7 (Var.: Umschrift).

Albert Knoepfli, Die Kunstdenkmäler des Kantons Thurgau, Bd. 2: Der Bezirk Münchwilen (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Bd. 34), Basel 1955, S. 80 (allgemeine Informationen).

Barockes Fischingen, Katalog zur Ausstellung zum Abschluss der Restaurierungsarbeiten am Kloster Fischingen 1980–1991 unter dem Patronat des Thurgauer Regierungsrates, Katalog Kloster Fischingen, hrsg. Hans Peter Mathis, Anton Stadelmann, Benno Schildknecht, Gossau 1991, Nr. 2.2.4.

Vgl. zur Datierung: Stefan Fassbinder, Wallfahrt, Andacht und Magie, Religiöse Anhänger und Medaillen, Beiträge zur neuzeitlichen Frömmigkeitsgeschichte Südwestdeutschlands aus archäologischer Sicht (Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters, Beiheft, Bd. 18), Bonn 2003, Nr. FH1.
Schlagwörter: Numismatik, Kunsthandwerk, Hauswirtschaft, Persönliche Accessoires, Religion katholisch, Brauchtum, Kloster, Tier