Münze: Antoninian des Römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Philippus I. Arabs (244–249 n. Chr.) für seinen Sohn Philippus II., aus dem Nachlass von Johann Adam Pupikofer (1797–1882)

zurück

Vs.: Umschrift: «IMP PHILIPPVS AVG» (Imperator Philippus Augustus). In Perlkreis Porträtkopf nach rechts von Philippus I., drapiert und mit Strahlenkrone.
Rs.: Umschrift: «LIBERALITAS AVGG IIII» (Liberalitas Augusti Quarta) (Zum 4. Mal [erfolgt] die Freigiebigkeit der beiden Kaiser [Philipps I. und Philippus II.]). In Perlkreis der thronende Philippus I. Arabs, in seiner Linken ein Zepter, Symbol für die Herrschaft, und sein thronender Sohn Philipp II., mit der Rechten eine Patera (Opferschale, ein Sakralinstrument, Symbol der Pietät gegenüber den Göttern) haltend.
Der Antoninian war eine römische Silbermünze, die unter Kaiser Caracalla (211–217 n. Chr.) als offizielles Zahlungsmittel eingeführt wurde. Die Bezeichnung «Antoninian» leitet sich vom eigentlichen Namen Caracallas, Marcus Aurelius Antoninus, ab und wurde im Mittelalter gebräuchlich. Nach neueren Forschungen soll der antike Name des Antoninians «Bicharactus» gewesen sein. Der Antoninian hatte eine Wertigkeit von nominal zwei Denaren, enthielt aber bereits zu Beginn lediglich den Silberfeingehalt von eineinhalb Denaren. Der Antoninian entwickelte sich aufgrund der galoppierenden Inflation im 3. Jh. zur meistgeprägten Münze im Römischen Reich, wobei Gewicht und Silbergehalt stetig sanken.

Der auf der Vorderseite der Münze abgebildete Marcus Julius Philippus, 204 n. Chr. im heutigen Syrien geboren, gilt als erster römischer Kaiser aus einer arabischen Familie, weshalb er Philippus Arabs (Philipp der Araber) genannt wird. 244 liess er sich zum Kaiser ausrufen. Von Beginn seiner Regentschaft an, nobilitierte er seinen 237 geborenen Sohn Marcus Julius Severus Philippus II. zu seinem Mitregenten, indem er diesen zum Caesar und 247 zum Augustus, d.h. zum Mitherrscher erhob. Die Rückseite der Münze präsentiert folglich das Regentenduo. Die Umschrift «Liberalitas Augusti Quarta» weist auf die grosszügige Getreidespende der beiden hin, die sie bereits zum vierten Mal den Bewohnern von Rom zuteil werden liessen, denn für die Versorgung der Römer und Römerinnen waren die Kaiser zuständig. Anstatt «IV» steht hier «IIII». Abweichungen in der Schreibweise eines Zahlwortes finden sich oft auf römischen Inschriften.

Die Münze war das Eigentum des ersten Kantonsbibliothekars und Staatsarchivars im Thurgau Johann Adam Pupikofer. Als Gründungspräsident des Historischen Vereins des Kantons Thurgau war er bemüht, Antiquitäten zusammenzutragen, die er dem Verein schenkte, wie vorliegendes Exemplar, das in den Besitz der Kantonsschule Frauenfeld gelangte. Diese wurde 1853 eröffnet und pflegte im 19. Jh. eine Sammlung, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
247–249 n. Chr.
D. 22.2 mm
Billon, Prägung
T 34742
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 530 Nr. 90.67.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Carol Hemphres Vivian Sutherland, Gordian III – Uranius Antoninus (The Roman Imperial Coinage, Bd. 4.3), London 1949, Nr. 230 (Var.: «IIII» statt «III»).
Schlagwörter: Numismatik, Porträt, Symbol, Herrschaft