Münze: As des römischen Kaiserreichs, geprägt in Rom zur Zeit von Kaiser Nerva (96–98 n. Chr.)

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Vs.: Umschrift: «IMP NERVA CAES AVG P M TR P II COS III P P» (Imperator Nerva Caesar Augustus, Pontifex Maximus, Tribunicia Potestate Secunda, Consul Tertium [zum 3. Mal Konsul], Pater Patriae). In Perlkreis Kopfporträt von Nerva mit Lorbeerkranz (Symbol des Siegs und Ruhms), nach rechts.
Rs.: Umschrift: «LIBERTAS – PVBLICA». In Perlkreis Libertas (Personifikation der Freiheit), nach links stehend, in der Rechten den Pileus (Filzkappe, die ein Sklave nach dem Akt seiner Freilassung trug), in der Linken eine Vindicta (Stab, der wiederum bei der Freilassungszeremonie zum Einsatz kam), flankiert von «S – C» (Senatus Consultum) (auf Beschluss des Senats).
Der As, eine Kupfermünze, war Jahrhunderte lang die Hauptmünze (Urmünze) im antiken Rom. In der Kaiserzeit war auf seiner Vorderseite das Kopfbild des Herrschers abgebildet und auf der Rückseite die Deklaration «S C» (Senatus Consulto) geprägt. Die seit 269 v. Chr. gegossene Münze hatte ursprünglich das Gewicht einer römischen Libra (Pfund) (daher auch librales As genannt). Sie verlor laufend an Gewicht und wog zuletzt eine halbe Uncia (Unze). Ungefähr ab 175 v. Chr. wurde sie geprägt und nicht mehr gegossen. Die Münzreform von Kaiser August (63 v. Chr.–13 n. Chr.) deklarierte den As zur kleinsten Münzeinheit mit einem Wert von 1/16 Denar.

Der Pileus und die Vindicta, Attribute der republikanischen Libertas, kamen beim Prozess der Freilassung eines Sklaven zum Einsatz. Der römische Aktführer (Adsertor) berührte den Kandidaten mit dem Vindicta-Stab und erklärte ihn für frei. Nun war es diesem erlaubt, die Toga und den Freiheitshut, den Pileus, zu tragen.
Münzen mit Darstellungen der Libertas wurden als Abgrenzung gegenüber vergangener tyrannischer Herrschaft ausgegeben. Das Motiv betonte die Befreiung des römischen Staats aus Krisenzeiten und, als Folge davon, die erlangten Freiheiten für die Römer und Römerinnen sowie für das Römische Reich (Libertas publica). Diese Errungenschaften waren das Verdienst des auf der Vorderseite der Münze abgebildeten Kaisers.

Das antike Exemplar war im Besitz der Kantonsschule Frauenfeld, die 1853 eröffnet wurde und im 19. Jh. eine Sammlung pflegte, die neben botanischen, zoologischen und ethnografischen auch numismatische Stücke umfasste. Letztere kuratierte der Kantonsschullehrer Josef Büchi (1849–1921), Altphilologe, Althistoriker und Aktuar des Historischen Vereins des Kantons Thurgau, der die Münzensammlung inventarisierte und dazu den ersten Münzkatalog verfasste, in welchem um die 200 Einzelstücke neben der summarischen Registrierung der 155 im Schaarenwald bei Schlatt ausgegrabenen Exemplare beschrieben sind.
97 n. Chr.
D. 28.4 mm
Aes, Prägung
T 34594
Josef Büchi, Münzinventar, 1893?, S. 53, Nr. 9.

Gustav Büeler, Joseph Büchi (Nachruf) (Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Bd. 60), 1921, S. 92–94.

Harold Mattingly, Edward Allen Sydenham, Vespasian to Hadrian (The Roman Imperial Coinage, Bd. 2), London 1926, Nr. 100.

Markus Mayer, Numismatisch-Ikonographische Untersuchungen zur Kommunikation und Selbstdarstellung des flavischen Kaiserhauses, Dissertation Universität Augsburg, 2010, S. 122–123, 159–160, 187.
Schlagwörter: Numismatik, Herrschaft, Porträt, Symbol, Allegorie